Krieg in der Ukraine

Hat der Sohn von Kreml-Sprecher Peskow als Wagner-Söldner an der Front gekämpft?

Archivbild der Eröffnung der Wagner-Firmenzentrale in St. Petersburg im Jahr 2022.
Archivbild der Eröffnung der Wagner-Firmenzentrale in St. Petersburg im Jahr 2022.REUTERS
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Nikolai Choles will nach eigenen Angaben sechs Monaten als Teil der Söldnergruppe in Luhansk gekämpft haben. Doch nicht alle glauben der Version von Choles und Wagner-Chef Prigoshin. Etwa wegen des Tesla-Autos des Peskow-Sohns.

„Es war meine Pflicht ... Ich konte nicht daneben sitzen und zusehen, wie Freunde und andere dorthin zogen“, sagte Nikolai Choles, Sohn des Sprechers der russischen Regierung, Dmitri Peskow. Der 33-Jährige sorgt derzeit für Schlagzeilen, weil er in einem Interview mit der kremlnahen Tageszeitung Komsomolskaja Prawda (KP) erzählte, er habe mehrere Monate als Söldner der Gruppe Wagner in der Ukraine gekämpft. „Ich habe nicht gewusst, wie man das macht, "also musste ich mich an meinen Vater wenden... und er hat mir dabei geholfen".

Wagner gilt als „privates Militärunternehmen“ - hab aber enge Kontakte zur russischen Führung. International ist die Söldnergruppe wegen Vorwürfen von Kriegsverbrechen und anderer Misshandlungen in der Ukraine in die Schlagzeilen geraten. Das Unternehmen hat Tausende von Sträflingen aus Gefängnissen rekrutiert, nachdem es hohe Verluste erlitten hatte. Sei Monaten belagern vor allem die Einheiten von Wagner die umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut.

Russische Medien veröffentlichten auch angebliche Bilder von Choles an der Front - stark vermummt. Ob sie tatsächlich den Peskow-Sohn zeigen, bzw. wo sie aufgenommen wurden, ist schwer zu überprüfen.

Zweifel an mehrmonatigem Fronteinsatz

Doch nicht alle Menschen in Russland glauben an die Version des mehrmonatigen Fronteinsatz von Choles. Ein Grund dafür ist dessen Auto, ein Tesla, wie die Onlinezeitung „Watson“ berichtet. Der Wagen soll mehrmals während Choles' angeblichem Fronteinsatz in Moskau gesichtet worden sein, berichtet die russische Internetzeitung „Meduza" demnach. Der Lenker des Tesla soll auch mehrmals die Verkehrsregeln ignoriert haben in dieser Zeit.

In Telegram-Kanälen meldeten sich außerdem ehemalige Kanoniere der Söldnergruppe Wagner zu Wort, die Choles „weder an der Soledar- noch an der Bachmut-Front" gesehen hätten.

Prigoschin habe Peskow geraten, Sohn zu Wagner zu schicken

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin teilte am Samstag mit, dass sich Vater Peskow selbst an ihn gewandt habe wegen des Kriegseinsatzes. Er riet dem Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin demnach, seinen Sohn nicht in die regulären Truppen des Verteidigungsministeriums zu schicken.

Der Wagner-Chef kritisiert immer wieder die schlechte Ausrüstung und mangelhafte Ausbildung und Führung der Soldaten. Peskows Sohn habe nach einer Ausbildung von drei Wochen unter falschem Namen als Artillerist im umkämpften Gebiet Luhansk gedient, sagte Prigoschin, der den Einsatz als vorbildlich lobte.

Peskows Sohn, auch bekannt als Nikolai Choles, hatte lange in Großbritannien gelebt, und spricht fließend Englisch. Die KP-Zeitung veröffentlichte auch ein Foto des 33-Jährigen in Uniform. Er soll zudem einen Orden erhalten haben. Kritische Beobachter meinten, dass damit der angebliche Einsatz nicht bewiesen sei.

Archivbild von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
Archivbild von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.via REUTERS

Elite drücke sich vor Wehrdienst

Die Kinder der meisten Vertreter der russischen Elite drückten sich vor dem Kriegseinsatz. "Die Eltern verstecken sie", klagte Prigoschin. Die Söhne würden an die Uni geschickt, wo sie freigestellt seien vom Dienst an der Waffe. Dagegen würden die Kinder von Arbeitern in dem Krieg sterben.

Prigoschin legte keine Belege für den Einsatz des Peskow-Sohnes vor, der wie sein Vater und Prigoschin selbst mit westlichen Sanktionen belegt ist. Auch eine Reaktion von Peskow, der sonst schnell reagiert, gab es zunächst nicht auf die auch von Staatsmedien aufgegriffene Nachricht. Prigoschin sagte, dass Peskow versucht habe, seinem Sohn den Kriegseinsatz auszureden.

Niemand in der Truppe habe von der Aktion gewusst. "Darüber habe nur ich Bescheid gewusst und der Chef des Kaderdienstes", sagte Prigoschin. "Er hat Mut und Heldentum gezeigt - genauso, wie alle." Jetzt sei der Sohn von Peskow nach sechs Monaten Dienst im Urlaub. Der Wagner-Chef wirbt immer wieder damit, dass er seine Kämpfer besser behandele, ausrüste und bezahle als die reguläre russische Armee ihre Soldaten.

(Red./APA)

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