Kabarett

Markus Koschuh: Lachen, wenn’s zum Heulen ist

(c) Thomas Böhm Photographie Imst (Thomas Böhm)
  • Drucken

Der Tiroler Markus Koschuh überzeugte bei der Wien-Premiere im Kabarett Niedermair mit einer beeindruckenden Performance zum Thema Leerstand und leistbares Wohnen.

Fakten, Zahlen, Lachen. Passt das zusammen? Bei Markus Koschuh sehr wohl. Der Kabarettist ist in Tirol weltberühmt und kam im April erstmals ins Kabarett Niedermair. Die Wien-Premiere von „wOHNMACHT“ ist gut gelungen (Regie: Harald Windisch). Die Sorge von Innsbrucker Freunden, „ob ihr in Wien eh alles versteht“, war unbegründet. Nicht nur sprachlich passt sich Markus Koschuh an die Großstadt an, auch inhaltlich öffnet er sich in Richtung Gesamtösterreich.

Das erkennt man gleich zu Beginn, wenn die Stimme aus dem Off Zahlen und Fakten von Wohnungen und Häusern in Salzburg, Linz, Bregenz, Wien, Graz, Klagenfurt, Eisenstadt und mehr durchgibt. Die Absurdität der Miet- und Kaufpreise wird dem Publikum schnell klar. Der Anknüpfungspunkt ist universell: Wohnen muss jeder. Gut recherchiert seziert Koschuh noch weitere Verrücktheiten des Systems der Immobilien und bringt die Menschen zum Lachen – über Dinge, die zum Heulen wären. An vielen Punkten braucht der Künstler die Fakten gar nicht satirisch zu überhöhen. Die Realsatire „Leerstand und leistbares Wohnen“ schreibt sich in Österreich von selbst.

Figuren und Dialekte im Wechselspiel

Künstlerisch legt Koschuh den Abend abwechslungsreich an: Er spielt Szenen mit unterschiedlichen Figuren, deren Dialekte und Ausdrucksweisen stimmig sind. Das Tirolerische kommt selten zum Einsatz. Genauso authentisch klingen Koschuhs Oberösterreichisch, Kärntnerisch, Wienerisch etc. Viele Szenen werden gesungen: Koschuh variiert die musikalischen Genres – von Ostbahn-Kurti über Pipi Langstrumpf, von Musical zu Operette und Elton John. Dem Publikum taugt es, wenn die Melodie bekannt ist und der Text an Situationen im eigenen Leben andockt: „Wir hören allerweil die selbe Leier / Aber des Wohnen bleibt teier“.

Koschuh spielt „Wohnopoly“, rechnet als Kreditberater die Umschuldung von der Busen-OP zum Eigenheim durch und moderiert „ZiB"-Beiträge über Eigenmittel-Richtlinien und Luxuswohnungen auf dem Hohe-Warte-Gelände der Präsidentenvilla. Als Sepp Forcher („So tot kann i goar net sein, dass i mi net aufreg, wann’s was zum Aufreg’n gibt“) liest er aus dem Buwog-Buch, in dem auch die Dalton-Brüder vorkommen. Und Koschuh zeigt, dass „Nachverdichten“ nicht nur beim Hausbau geht, sondern – mit dem Reclam in der Hand – auch bei klassischen Gedichten. Zur Auflockerung tritt Koschuh auch in Dialoge mit Stimmen aus dem Off oder mit dem Techniker, z. B. über Mietzins- und Wohnbeihilfe.

„Die christliche Millionenshow"

Bei Grotesken der heimischen Grundbesitz-Verhältnisse kommt freilich auch die Kirche vor („die christliche Millionenshow“) und Koschuh fragt: „Wozu brauchst ein Weingut, wenn’st im Verein wen hast, der Wasser zu Wein wandeln kann?“

Insgesamt ein Abend, der flott vergeht. Und vielleicht im Sinne des Diktums „Lachen, wenn’s zum Heulen ist“ im Publikum manche erleichterte.

Termine

Die nächsten Auftritte auf

https://www.markuskoschuh.at/events_all/

Freitag, 28.4. Schloss Sigmundsried Ried

Freitag, 5.5. Hall, Kurhaus Stadtgraben 17

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.