Pizzicato

Marx- und Mao-Kugeln

Von Tallinn bis Tirana, in den Hauptstädten der einstigen Satellitenstaaten der Sowjetunion, herrschte blankes Entsetzen. Von Peking bis Havanna rieben sich die KP-Apparatschiks indessen die Augen.

Xi Jinping, Chinas großem Führer, und Miguel Díaz-Canel, dem Nachlassverwalter Fidel Castros, lachte das Herz.

Nirgendwo schimmert der rote Stern derzeit heller als im Nachfolgestaat des k. u. k. Reichs. Geht im Herzen Europas, in der Alpenrepublik von Titograz bis Marxburg, die kommunistische Sonne auf und strahlt auf die EU aus? Steht der Eurokommunismus, totgesagt und zu Grabe getragen in Italien mit Enrico Berlinguer und in Frankreich mit Georges Marchais, just in Österreich wieder auf?

In Salzburg bereitet sich der Historiker Kay-Michael Dankl (KMD) auf die Eroberung des Bürgermeistersessels bei den Gemeinderatswahlen vor. Zentrales Wahlversprechen sind die Einrichtung einer Museumsmeile – die Errichtung eines Schreins für Marx und Mao am Salzachufer. Chinas Monopol-Staatskapitalisten wiederum planen einen detailgetreuen Nachbau der Mozartstadt. Die Festspiele nehmen „La clemenza di Tito“ und „Così fan Castro“ ins Programm. Und in der Getreidegasse rüsten sich die Souvenirläden auf einen Ansturm chinesischer Touristen. Sie halten M&M's für sie bereit: Marx- und Mao-Kugeln. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2023)

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