Der Ex-Rennfahrer kritisiert Haiders geplanten Tanz mit einem Mann. Er verhilft der ORF-Show damit zu Publicity. Die Homosexuelle Initiative ist „fassungslos“. Lauda beteuert nichts gegen Schwule zu haben.
Wien/Apa/Ks. „Quotengeile Schwulennummer“ – so bezeichnete Niki Lauda den geplanten Auftritt von Alfons Haider in der ORF-Show „Dancing Stars“. Haider hatte angekündigt, bei der Staffel im März nicht mehr zu moderieren, sondern als Tänzer teilzunehmen – mit einem Mann als Tanzpartner. Das passt dem einstigen Formel-1-Rennfahrer und Luftfahrtunternehmer offenbar nicht in sein Weltbild. Lauda, der zu jedem Thema gern öffentlich seine Meinung verkündet, wetterte in einem Interview mit der Zeitung „Österreich“ gegen den geplanten Auftritt. Dem ORF warf er „Quotengeilheit“ vor und fordert, die „quotengeile Schwulennummer vom Herren Haider“ sofort zu stoppen.
Lauda beteuert zwar, nichts gegen Schwule zu haben, aber, so der erboste 61-Jährige: „Ich will nicht, dass meine Kinder im ORF sehen, dass ein Mann mit einem Mann tanzt – und dass sie glauben, das nachmachen zu müssen.“ Er fürchte, dass er sich bald dafür entschuldigen müsse, heterosexuell zu sein.
Lauda auf dem Regenbogenball?
Das verlangt momentan noch niemand von ihm, aber die Homosexuelle Initiative HOSI fordert nun eine Entschuldigung für die homophoben Aussagen. „Wir sind wirklich fassungslos und äußerst überrascht, dass Herr Lauda solche Vorurteile gegenüber Homosexuellen hegt“, ließ HOSI-Obmann Christian Högl via Aussendung wissen. Da Lauda in dem Interview meinte, „es tanzt ja nirgendwo ein Mann mit einem Mann, in keiner Disco, auf keinem Ball“, will Högl Lauda nun eines Besseren belehren und lädt ihn zum Wiener Regenbogenball ein.
Die Politik nutzt die Aufregung und mischt sich in die Debatte ein. Kurt Stürzenbecher, Antidiskriminierungssprecher der Wiener SPÖ, verurteilte Laudas Kritik und forderte: „Lasst Haider tanzen.“ Der Sprecher der Grünen Andersrum Wien, Marco Schreuder, antwortete Lauda auf seinem Blog mit einem offenen Brief. Haider selbst meint: „Die Aussagen disqualifizieren sich von selbst. Man muss sie nicht weiter kommentieren“. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz fühlt sich in seiner Themenwahl bestätigt. Und freut sich über die dadurch generierte Aufmerksamkeit.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2011)