Ein Dreivierteljahrhundert nach seiner Gründung ist die Lage in Israel angespannter denn je. Der Streit um die Justizreform hat tiefe Gräben in die Gesellschaft gerissen, Woche für Woche gehen Hunderttausende auf die Straße. Weitere Demonstrationen sind angekündigt.
In gewöhnlichen Zeiten senden die Feierlichkeiten am israelischen Unabhängigkeitstag eine einigende Botschaft aus. In diesen Tagen ist jedoch wenig normal in Israel: Seit Monaten spaltet ein heftiger Streit um eine geplante Justizreform das Land, Woche um Woche gehen Hunderttausende auf die Straße – und die politische Debatte wird noch schriller geführt, als es in Israel sonst ohnehin der Fall ist. Dass Israels Ministerpräsident, Benjamin Netanjahu, die umstrittene Gesetzgebung Ende März vorübergehend auf Eis legte, hat an der angespannten Lage nichts geändert: Die Proteste gehen weiter mit unveränderter Wucht. Auch für den Unabhängigkeitstag sind Aktionen geplant.
Diesmal keine freudige Erwartung
Nach dem gregorianischen Kalender ist der israelische Unabhängigkeitstag am 14. Mai. Da aber in Israel das Datum sowohl jüdischer als auch nationaler Feiertage nach dem hebräischen Kalender berechnet wird und Feiertage hierzulande stets abends beginnen, begehen die Menschen in Israel den Unabhängigkeitstag in diesem Jahr von Dienstagabend bis Mittwochabend. Heuer hat das Datum besonderes Gewicht, weil das Land damit sein 75-jähriges Bestehen feiert.