Morgenglosse

Wie die WKStA ihr Publikum ins Boot holt

Vorne Sophie Karmasin mit ihren Anwälten- im Hintergrund "lauern" die Vertreter der WKStA, Christina Jilek und Gregor Adamovic.
Vorne Sophie Karmasin mit ihren Anwälten- im Hintergrund "lauern" die Vertreter der WKStA, Christina Jilek und Gregor Adamovic.APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken
  • Kommentieren

Im Betrugsprozess rund um Sophie Karmasin geriet der Eröffnungsvortrag von Oberstaatsanwalt Gregor Adamovic zur szenisch aufbereiteten Brandrede.

Für wen spricht man eigentlich, wenn man vor Gericht spricht? Für wen halten Anklagebehörde und Verteidigung ihre Eröffnungsvorträge, für wen halten sie am Schluss ihre Plädoyers? Für das Gericht natürlich! Das wäre die erste Antwort. Doch so einfach ist das nicht.

Natürlich kann man versuchen den Richter auf seine Seite zu ziehen. Oder milde zu stimmen. Man kann aber auch vermuten, dass dies nicht fruchtet.

Dann spricht man vielleicht besser für die Vertreter des Volkes, also für die Geschworenen oder die Schöffen - rechtliche Laien, die an der Rechtsprechung mitwirken. Tut man dies, empfiehlt es sich logischerweise die Rede nicht mit rechtlichen Details zu überlasten. Der Sinn der Sache: Diese Laien fällen gemeinsam mit den Berufsrichtern die Urteile. Im Karmasin-Prozess sind es zwei Schöffinnen. Es hat also Sinn, um die Gunst der Laienrichter zu kämpfen.

Man kann aber auch - oder nur - fürs Publikum sprechen. Wozu? Das Publikum entscheidet doch nicht, mag man einwenden. Natürlich nicht. Aber man kann öffentliche Meinung bilden, man kann aufrütteln, Stimmung erzeugen. Man kann trommeln - für „die Wahrheit", eine gerechtere Welt, mehr Anstand oder einfach für den eigenen Standpunkt.

Eine solche Rede, eine Rede an „Sie“, nämlich die Damen und Herren im Auditorium, eine Rede an „die Steuerzahler“ hielt Oberstaatsanwalt Gregor Adamovic zum Auftakt des Karmasin-Prozesses. Seine Worte gerieten zur Abrechnung mit (Ex-)Politikern, die kein Vorbild (mehr) sind. Chats verlas er wie auf einer Bühne, mit jeweils unterschiedlicher Stimmlage, als spiele er eine Doppelrolle.

Die Verteidigung orientierte sich bei ihrem Vortrag am Rechtlichen. Sie sprach für den (Berufs-)Richter. Das wirkte blasser als die Brandrede der Anklagebehörde. Damit ging die Publikumswertung an die WKStA.

Am Schluss zählt nur der Schöffensenat. Und der besteht eben aus zwei Laien und einem Profi. Spannend.       

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.