ÖH-Wahl 2023

AG-Spitzenkandidat Muhammed Durmaz: "Bei uns hat jeder seinen Platz"

Muhammed Durmaz
Muhammed Durmaz
  • Drucken

Die Aktionsgemeinschaft (AG) kämpft nach dem Debakel 2021 um die Rückkehr an die Spitze. In der ÖH-Exekutive aber regiert eine linke Koalition traditionell an ihr vorbei. Das soll sich heuer ändern.

„Die Presse“: 2021 belegte die AG nur Platz drei. Werden Sie diesmal wieder Erster werden?

Muhammed Durmaz: Ja, das ist recht realistisch. Wir machen gute Arbeit. Die Leute sind wieder an den Unis und sehen, dass wir sympathische, coole Leute sind, die sich auf die hochschulpolitische Arbeit konzentrieren.

Leider bringt der AG der erste Platz traditionell wenig. Mit ihr will niemand koalieren.

Wir haben in der Opposition auch gute Arbeit geleistet. Aber wir würden uns freuen, wenn wir mitgestalten dürfen.

Im AG-Programm gibt es eine Reihe an Forderungen, Wohnen kommt erst relativ weit unten. Der SPÖ-nahe VSStÖ baut seine Kampagne komplett darauf auf. Richten Sie sich an Studierende, die sich das Wohnen problemlos leisten?

Nein, Wohnen ist ein wichtiges Thema, nicht nur im Wahlkampf. Aber es ist per se kein Schwerpunkt für diese Wahl. Wohnen ist ein wichtiges Thema und wir haben es auch im Wahlprogramm, aber es zählt nicht zu unseren drei Schwerpunktthemen, Vereinbarkeit von Arbeit und Studium, Digitalisierung sowie Mental Health. Es gibt aber auch noch andere wichtige Themen, die da vielleicht nicht ganz oben stehen.

Zur Person

Muhammed Durmaz (26) ist Spitzenkandidat der Aktionsgemeinschaft (AG) bei der heurigen ÖH-Wahl, die von 9. bis 11. Mai stattfindet. Der Tiroler wurde in der Türkei geboren und studierte Wirtschaftsrecht an der Uni Innsbruck. Aktuell wohnt er in Wien.

Wie zum Beispiel?

Die Nachhaltigkeit. Wir sind nicht die Fraktion, mit der man das Thema als Erstes verbindet, weil wir kein „grün“ im Namen tragen. An den Standorten, wo wir in der Exekutive sind, sieht man aber, dass da sehr viel weitergeht. Wir schreiben es uns nur nicht groß auf die Stirn, wie das vielleicht andere machen.

Sie fordern einen Erlass der Studiengebühren, wenn man mehr als 20 Stunden in der Woche arbeitet. Wie wollen Sie das finanzieren?

Wir fordern seit Jahren, fraktionsübergreifend, dass die Hochschulen nachhaltiger ausfinanziert werden, etwa durch zwei Prozent des BIP oder Drittmittelfinanzierung. Bildung, Lehre und Forschung sind der falsche Ort, um Geld zu sparen. Wenn ich arbeiten gehe, dann leiste ich eh auch meinen Beitrag, da darf es nicht sein, dass ich einen Studienbeitrag zahle. Für die Berechnung der Studiengebühren sollte außerdem nicht die Mindeststudienzeit, sondern die Durchschnittsdauer hergenommen werden.

Die AG reagiert meist verschnupft, wenn man sie auf eine vermeintliche ÖVP-Nähe anspricht. Wieso gebt ihr die nicht einfach zu?

Bei uns hat jeder seinen Platz. Genauso Leute aus der SPÖ oder den Neos. Uns ist bewusst, dass es mit der ÖVP inhaltlich überschneidet. Aber wir sind unabhängig.

Finden Sie die Aussagen von ÖVP-Landeschef Karl Mahrer zum Wiener Brunnenmarkt rassistisch?

Ich weiß die Aussagen nicht mehr im Detail, aber ja.

Sehen Sie sich als Vorbild und Role-Model für gelungene Integration?

Ja schon. Dass sich andere Fraktionen gerne hinstellen und sagen, dass sie den Migrationshintergrund irgendwie so hinstellen, als sei man deshalb arm, ist nicht cool. So gesehen kann ich und will ich schon ein Vorbild sein. Auch für uns als AG selbst zeigt es, dass wir mehr sind als eine gewisse Personengruppe. Ich bin ein gutes Beispiel dafür.

Sie vergaben in einem Interview die Note 4 an ÖVP-Wissenschaftsminister Polaschek. Wobei hat er denn versagt?

Bei der Pädagog:innenbildung ist am meisten schiefgelaufen. Wir haben speziell dazu Gesprächsrunden mit ihm gehabt. Deshalb waren wir enttäuscht, dass sie nicht das gebracht haben, was wir uns erwartet haben.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Rossmann (21) kämpft als Gras-Spitzenkandidatin kommende Woche um den Verbleib in der ÖH-Exekutive.
ÖH-Wahl 2023

Gras-Spitzenkandidatin Rossmann zeigt "volle Solidarität mit der Letzten Generation"

Sarah Rossmann tritt für die grünen Studierenden an. Sie kämpft gegen „weiße Cis-Männer“ und gegen die Klimakrise. Für Letztere befürwortet sie auch die radikalen Aktionen der „Letzten Generation“.
Die Spitzenkandidatin der roten Studierenden, Nina Mathies, wurde am 1. Mai mit Küsschen von Pamela Rendi-Wagner begrüßt. An ihrer Unterstützung für Andreas Babler aber ändert das nichts.
ÖH-Wahl 2023

VSStÖ-Spitzenkandidatin Nina Mathies: "Natürlich müssen wir Wohnpolitik machen"

Wohnen und soziale Absicherung sind die zentralen Themen der Wahlkampagne jener Fraktion, die derzeit in der ÖH-Exekutive mit Gras und FLÖ regiert - und sich in der SPÖ-Führungsdebatte für Andreas Babler ausspricht. Sich zu sehr auf Politik abseits der Uni zu konzentrieren, will sich Mathies nicht vorwerfen lassen: Man müsse „die Realität von Studierenden zeigen“.
OeH-WAHL: DISKUSSIONSRUNDE DER SPITZENKANDIDATEN - LESKOSEK
ÖH-Wahl 2023

RFS-Spitzenkandidat Leskosek: Anwesenheit an der Uni "nicht zwingend erforderlich"

Peter Leskosek ist zwar erst seit wenigen Jahren bei den Freiheitlichen aktiv, vertritt sie aber bereits bei der ÖH-Wahl als Spitzenkandidat. Herbert Kickl und dessen Kurs steht er „sehr positiv“ gegenüber.
Michael Pinter
ÖH-Wahl

FLÖ-Spitzenkandidat Pinter: "An der Uni müssen sich alle wohlfühlen können"

Michael Pinter, Spitzenkandidat der Unabhängigen Fachschaftslisten Österreichs, spricht über inklusive und klimaneutrale Unis.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.