Morgenglosse

Wieso braucht die SPÖ so lang?

APA/ROLAND SCHLAGER
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Ein Monat von Wahlbeginn bis zur Bekanntgabe des Ergebnisses: das ist absurd - und wird dazu beitragen, die Selbstzerfleischung dieser Partei zu prolongieren.

Die SPÖ ist eine staatstragende Partei und wichtig in unserer Demokratie. Wer das bejaht, kann eigentlich, je nach Gemütslage, nur traurig oder zornig darüber sein, wie diese Partei derzeit durch ihre Führungskrise taumelt. Seit Montag, 24. April, läuft die interne Wahl, aber sie dauert bis 10. Mai. Das heißt nicht nur, dass die Sozialdemokratie am 1. Mai, an dem sie sich traditionell sammelt , feiert und präsentiert, ein zerrissenes Bild abgeben wird, man muss auch fragen: Wozu diese überdimensionierte Frist? Selbst wenn man den Mitgliedern offenbar nicht zutraut, den Weg zum nächsten Parteilokal zu finden oder elektronisch zu wählen: Kein Brief dauert so lange.

Es folgt eine genauso absurd lange Frist für die Auswertung: „Frühestens am 22. Mai“ werde das Ergebnis vorliegen, hat Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch erklärt. Wie kann das sein? Hat die SPÖ nicht genug Kräfte, um 148.000 Stimmzettel in, sagen wir, längstens drei Tagen zu zählen? Man wird sich nicht wundern dürfen, wenn in dieser aufgeheizten Stimmung erst recht Verdacht auf Manipulation aufkommt, noch dazu, wo Geschäftsführer Deutsch die Basiswahl selbst zur „Erhebung eines Stimmungsbildes“ herabgewürdigt hat. Noch dazu, wo jetzt schon Uneinigkeit darüber herrscht, wie das Ergebnis zu interpretieren sein wird.

Dafür wird dann zehn Tage Zeit sein: Erst am 3. Juni, also fast sechs Wochen nach Beginn der Wahl, soll der Parteitag entscheiden, wie er ihr Ergebnis befolgt. Und ob er es überhaupt tut. Man muss kein besonderer Pessimist sein, um zu prophezeien: Diese SPÖ wird noch länger in aller Öffentlichkeit schmerzhaft mit sich selbst beschäftigt sein. Auch wer ihr politisch nicht nahe steht, sollte sich über diesen Schaden nicht freuen.

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