EU-Kommissarin Jourova "nicht glücklich" über Aus für "Wiener Zeitung"

APA/ROLAND SCHLAGER
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Am Donnerstag bestätigt der Nationalrat das Ende des Republiksblatt in seiner bisherigen Form. Die Zeitung habe Jahre lang Leute informiert, sagt Vera Jourova.

Der Nationalrat besiegelt am Donnerstag das Aus für die "Wiener Zeitung" in ihrer bisherigen Form. Das Republiksblatt, das als älteste Tageszeitung der Welt firmiert, wird in der Folge nur noch online und allenfalls monatlich in Papierform erscheinen. Die Entwicklung bleibt auch in der EU-Kommission nicht unbeachtet. "Ich bin nicht glücklich mit der Situation, weil ich glaube, dass die 'Wiener Zeitung' über Jahre hinweg im Informieren von Leuten eine gute Rolle spielte", sagte die EU-Kommissionsvizepräsidentin Vera Jourova. Näher wollte die EU-Kommissarin auf den konkreten Fall nicht eingehen.

"Wir wollen, dass die Mitgliedsstaaten auf der Grundlage des Gesetzes handeln und nicht auf der Basis von willkürlichen Entscheidungen", erklärte Jourova vor dem Hintergrund des Medienfreiheitsgesetzes im Gespräch mit der APA. Auch betonte sie das Recht der Menschen auf die von den "Medien verbreiteten pluralistischen Meinungen".

Österreich hat Bedanken am EU-Medienfreiheitsgesetz

Die EU-Kommission stellte im Herbst das Medienfreiheitsgesetz ("Media Freedom Act") vor. Konkret soll es für mehr Transparenz und Unabhängigkeit auf dem Medienmarkt sorgen. Die EU-Staaten müssen demnach die redaktionelle Freiheit respektieren, Medien selbst müssen Informationen zu Besitzverhältnissen öffentlich machen.Gastkommentar von Tamara Slavik, Vorsitzender des Redaktionsbeirats, und Alexander Dworzak Außenpolitik-Redakteur der „Wiener Zeitung“: Die "Wiener Zeitung" ohne Zukunft

Österreich äußerte zuletzt Bedenken, das Gesetz könnte in die Kompetenzen der Mitgliedstaaten eingreifen. Auch aus Deutschland und Dänemark kam Kritik.

„Kein System ist immun“

Jourova wies die Befürchtungen zurück. Österreich, Deutschland, Dänemark und Schweden gehörten einer "Gruppe von alten stabilisierten Demokratien" an, die sich um ihre bereits etablierten Standards sorgen, so die Tschechin. "Meine Botschaft ist: Kein System ist immun." In Zeiten, in der die Politik umschlagen könnte, werden "wir froh sein, auf EU-Ebene eine Art Sicherheitsnetz zu haben".

Dass die EU zum ersten Mal Medien regulieren wolle, sei "schwer zu schlucken", fügte Jourova hinzu. "Es ist nie einfach, nüchterne Botschaften an die Panikmacher zu senden." Das Ziel des Medienfreiheitsgesetzes sei die Schaffung von guten Arbeitsbedingungen für Journalisten, betonte Jourova weiter. "Wir senken keine Standards. Wir harmonisieren nur die Mindeststandards, und jeder Mitgliedstaat, der strengere Standards hat, kann sie behalten."

Noch im Juni könnten die EU-Staaten ihre Position zu dem Vorschlag festlegen, das EU-Parlament voraussichtlich im Oktober. Danach müssen sich die EU-Institutionen darauf verständigen, damit es in Kraft treten kann.

(APA)

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