Selbstzerfleischung im Fernsehen? Kann man machen, muss man aber nicht. Wenn man es macht, dann kann man es durchaus so machen wie die SPÖ-Vertreter am Mittwochabend auf Puls 24. Ihren Teamchefs haben sie jedenfalls keine Schande gemacht.
Politiker der ÖVP und FPÖ werden möglicherweise die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen oder es einfach mit Schadenfreude genossen haben: die Selbstzerfleischung der SPÖ live im TV. In diesem Fall auf Puls 24 am Mittwochabend. Die drei Kontrahenten, Pamela Rendi-Wagner, Hans Peter Doskozil und Andreas Babler, wurden noch getrennt voneinander befragt. Im Studio trafen dann aber ihre Vertreter direkt aufeinander: Peter Hacker (für Rendi-Wagner), Roland Fürst (für Doskozil) und Natascha Strobl (für Babler).
Kann man sich vorstellen, dass für die ÖVP ein Vertreter von Karl Nehammer, dem Kandidaten der Mitte, von Othmar Karas, dem Kandidaten des linken Flügels und von Karoline Edtstadler, der Kandidatin des rechten Flügels, in einem TV-Studio Platz nehmen würde? Nein, kann man nicht. Auch Herbert Kickl und Norbert Hofer haben das zu Zeiten des FPÖ-Machtkampfs nicht gemacht.
Die SPÖ trägt ihren Streit öffentlich aus. Eh schon länger. Eh schon egal. Nun eben zur Hauptabendsendezeit. Doch die drei Diskutanten haben das letztlich gut gemacht. Ihre getrennt interviewten Helden waren zum Teil aggressiver. Hacker, Fürst und Strobl haben das sehr zivilisiert über die Bühne gebracht. Eloquent die Botschaft angebracht, aber doch mit angezogener Handbremse in der Tonalität. Jeder hat sich auch ein Stück weit zurückgenommen. Denn alle drei – Hacker und Fürst im politischen Alltag, Strobl auf Twitter – können sich sonst schon auch recht schnell in Rage reden. So viel Parteidisziplin war an diesem Abend schon noch da. Ihre Teamchefs können zufrieden sein. Der Fernsehsender auch.
Vielleicht taugt das Ganze dann also schon auch als Modell für ÖVP oder FPÖ, sollte es dort (wieder) einmal krachen. Unterhaltung für außenstehende Parteigänger ist jedenfalls garantiert.