Pizzicato

Pop für den Opa

Asiens Staats- und Regierungschefs hegen ein Faible für US-Populärmusik.

Die Treffen der Asean-Staaten sind nicht nur berühmt-berüchtigt für ihre schrill-bunten Hemden, sondern auch für Karaoke-Darbietungen. So zugeknöpft-offiziös es untertags zugeht, so salopp geben sich die Politiker zu Feierabend.

George W. Bush animierte Jun'ichirō Koizumi bei einem Staatsbesuch einmal zur Visite in Graceland, dem „Heiligtum“ für Elvis-Presley-Fans in Memphis. Der japanische Premier galt wegen seiner schwarzen Mähne als „Elvis von Tokio“, und als Koizumi in der zum Museum hochgejazzten Elvis-Villa die Patina des „King“ atmete, überkam es ihn. „Love Me Tender“, perlte über seine Lippen.

Yoon Suk-yeol, Südkoreas Präsident, demonstrierte nun bei einem Staatsbankett im Weißen Haus seine Gesangskünste. Joe Biden überreichte ihm eine von Don McLean signierte Gitarre und forderte seinen Gast auf, dessen Hymne „American Pie“ zu singen. Yoon, passionierter Sänger und Fan des Songs, brachte die ersten Strophen der Acht-Minuten-Nummer passabel zur Aufführung. Biden reckte die Faust, wiegte die Hüften. Aber er versuchte sich nicht darin, „Blowin' in the Wind“, die Lagerfeuer-Hymne seiner Generation, zu krächzen – oder zu K-Pop à la „Gangnam Style“ zu rappen. Die passende Sonnenbrille hat er indes stets in petto. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2023)

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