Mein Freitag

Wenn man wüsste, wie es ginge, wäre es einfacher

APA/GEORG HOCHMUTH
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Ich erklär dir den Konditionalsatz, Kind, und du mir mein Handy.

Gerade noch hat man ihnen die Nase geputzt und schon dürfen sie wählen, Autofahren lernen und überragen einen, nicht nur, was die Körpergröße betrifft. Es macht dankbar, wenn einem die eigenen Kinder bei komplexen technologischen Herausforderungen helfen können, auch wenn man nicht nachfragen darf (das nervt). Im Gegenzug darf man sein Wissen über Konditionalsätze in Fremdsprachen preisgeben, eine Schularbeit steht bevor.

Bedingungssätze in anderen Sprachen zu beherrschen ist nicht so einfach, wenn man in Österreich aufgewachsen ist, Königreich der Möglichkeitsform, die im oberösterreichischen Konjunktiv („I hätt's eh gmacht“) seine Krönung findet. Bei uns ist zumindest in der gesprochenen Sprache sehr viel mehr möglich als auf Englisch oder Französisch. Aber lange Erklärungen sind nicht zielführend, wenn die Zeit knapp und die Schularbeit schrecklich ist.

Während sich die Jugend in der Schule mit hauptsächlich altem Zeug plagt, quälen die digitalen Neuerungen die Großelterngeneration besonders stark. Sie haben im Alltag schon besonders viele Veränderungen mitgemacht. Etwa im Fahrkartenverkauf: vom Schaffner zum Schalter zum Automaten zur Online-Buchung. Wer kein Smartphone hat, zahlt in vielerlei Hinsicht drauf. Wer eines hat, kann sich glücklich schätzen, wenn Enkel bei der Hand sind. Und einen auch darauf aufmerksam machen, dass man gerade eine wirre Aufnahme der Deckenlampe in seinen WhatsApp-Status gestellt hat, ohne überhaupt zu wissen, wozu so ein Status gut sein soll.

Hilfe ungewöhnlicher Art fand unlängst eine ältere Dame in einer Bäckerei-Filiale im 6. Bezirk. Ein Mitarbeiter half ihr geduldig beim Ausfüllen von Formularen, brachte Kuli, einen Kaffee, fotografierte und half beim Senden. Sie strahlte voll Dankbarkeit und Erleichterung. Dafür würde sie ihm sicher beim Lernen für die Berufsschule helfen. Wenn er das wüsste.

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