Forschungsförderung

Zu viele gute Forschende, um alle zu fördern

Der Wissenschaftsfonds FWF finanziert mehr Menschen denn je in Österreich. Aber nur 21 Prozent der Anträge konnten genehmigt werden. Im Herbst startet die Suche nach exzellenten Leuten für Professuren.

4842 Menschen können in Österreich forschen, weil sie vom Wissenschaftsfonds FWF finanziert sind. So viele wie noch nie. 48 Prozent davon sind Frauen. „Die Genderbilanz ist recht gut, aber unser Systemziel ist, gendergerecht zu fördern“, sagte Präsident Christof Gattringer bei der Jahresbilanz des FWF in der historischen Postsparkasse am Wiener Ring.

Der neue Höchststand beim Forschungspersonal, das vom FWF sein Gehalt bezieht, spiegelt sich auch in der bisher höchsten Summe wider, die 2022 bewilligt wurde: 273 Millionen Euro flossen in 743 Forschungsprojekte.

Vor allem Junge profitieren

Die Mehrzahl dieser Projekte sind mit 400.000 bis 500.000 Euro Finanzierung „klein“. Sie ermöglichen Post-Docs oder Doktorandinnen, ihrer Forschungsfrage nachzugehen, ohne sich Sorgen um einen Nebenjob machen zu müssen. 70 Prozent dieser Leute sind 35 Jahre oder jünger, betonte Gattringer bei der Präsentation. Wissenschaftsminister Martin Polaschek bestätigte dort vor Journalistinnen und Journalisten, dass der Wissenschaftsfonds in den Jahren 2024 bis 2026 mit mehr Geld rechnen kann. Bei der Anpassung an die rasende Inflation hinkt der Plan zwar nach, aber etwa 20 Millionen Euro als Teuerungsausgleich sind im Budget vorgesehen.

Auffallend war wieder der steile Anstieg an Anträgen, die an den FWF gestellt wurden (siehe Grafik). Insgesamt 1,314 Milliarden Euro steckten in den Ansuchen, ein Plus von sechs Prozent im Vergleich mit 2021. Die Bewilligungssumme stieg im gleichen Zeitraum ebenfalls um sechs Prozent von 256 auf 273 Millionen Euro. Nur 21 Prozent der Einreichungen wurden genehmigt. Die meisten Absagen erhalten Forschende, weil die internationalen Gutachter keine enthusiastisch positive Bewertung des eingereichten Antrags abgeben. Doch auch 2022 mussten Projekte mit dem Fördervolumen von 82 Millionen Euro abgelehnt werden, obwohl die Gutachten diese als exzellent einstuften. Das Geld reicht nie aus, um alle hochqualitativen Anträge zu finanzieren.

Die Besten sollen herkommen

Umso erfreulicher ist die Investition in das Exzellenzprogramm des FWF (Excellent=Austria). Nach den Clusters of Excellence, deren heuer fünf im März präsentiert wurden, und nach den Emerging Fields, die völlig neue Bereiche der Forschung erschließen sollen, startet nun die dritte Säule des Programms. FWF Distinguished Professor lautet der Titel, unter dem sich herausragende Forschende ab Ende 2023 bewerben können. Die circa sechs Millionen Förderung pro Professur sollen die Besten der Besten nach Österreich locken oder zurückholen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2023)

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