Literatur

Salten und Zweig: Bambi und die Welt von Gestern

Felix Salten
Felix SaltenIMAGO / Rust
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In den turbulenten Jahrzehnten nach 1900 korrespondierten zwei literarische Größen Österreichs miteinander. Der Briefwechsel von Felix Salten und Stefan Zweig, der sich nach dem „Anschluss“ noch intensivierte, liegt nun sorgfältig ediert und kommentiert vor.

Besprechungen – von Briefwechseln zumal – sollte man eigentlich nur in Briefform schreiben. Was nun schriebe man über diese einundachtzig Briefe, die sich nahezu gleichmäßig auf die beiden Briefpartner, Felix Salten und Stefan Zweig, verteilen? Dass sie vorzüglich ediert sind, (über-)reich bebildert, sachgerecht kommentiert und benachwortet. Dass Kommentar und Nachwort oft interessanter als die Briefe sind – mit wenigen Ausnahmen; die wichtigsten von Zweig kannte man bereits. Das spricht für die erfahrenen Herausgeber, der im Fall von Marcel Atze auch Kurator einer buchstäblich augenöffnenden Ausstellung über „Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne“ (2020/21) war, die den sinnigen Haupttitel trug: „Im Schatten von Bambi“. Gemeint war natürlich Saltens durch den Zsolnay Verlag und Walt Disney geförderten Welterfolg „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“ (1922), wobei man ja nicht unbedingt Tiergeschichten mit der Wiener Moderne in Verbindung bringt. Aber der Hundeliebhaber Stefan Zweig lernte schließlich ebenso Bambi schätzen, auch wohl Saltens Geschichte „Der Hund von Florenz“ und – nunmehr „verbrieft“ – die Geschichten „Fünfzehn Hasen. Schicksale in Wald und Feld“ (1929).

Salten war ein Homme de lettres, wie er im Buche steht, ein großer Feuilletonist, Erzähler, Reiseschriftsteller, Präsident des österreichischen PEN und dazu Tierschützer mit ausgeprägter Jagdleidenschaft, Gegner der Massentierhaltung und als Ziehvater von „Bambi“ zielsicherer Blattschussexperte. Notorisch bekannt war er als Kolportist über Skandalgeschichten aus Hofkreisen, denn zu seinem immensen Bekanntenkreis gehörte Erzherzog Leopold Ferdinand, der Salten über das Innenleben in der Hofburg unterrichtete und dann selbst, einer Prostituierten zuliebe, das Kaiserhaus verlassen sollte.

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