Theaterpremiere

Mit Beckett im Bett: Gnadenloses Theater in der Josefstadt

Noch nicht bis zum Hals im Bett: Anika Pages als
Noch nicht bis zum Hals im Bett: Anika Pages als (c) Mag. Rita Newman
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Eine Komödie von George Feydeau und ein Endspieldrama von Samuel Beckett: Kann das zusammenpassen? Dieter Dorn zeigt im Theater in der Josefstadt, wie es geht. Und lässt die Theaterglocke genauso erbarmungslos schrillen wie die Winnie/Yvonne reden.

Theaterschlaf ist gefährlich. Wer in einem halbseidenen Himmel Feydeaus einschläft, wacht leicht in einer Beckettschen Vorhölle auf und umgekehrt. Nein, diese kleine Synopsis der jüngsten Josefstadt-Premiere soll nicht bedeuten, dass diese so fad war, dass man dabei einschlafen musste – obwohl etliche Besucher sich schon ob der Dauer (fast drei Stunden) sehr wohl gefordert fühlten –, nein, sie soll sagen: Die zwei Stücke, die Dieter Dorn da fürwitzig und witzig kombiniert hat, spielen beide, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art, am Rand des wachen Bewusstseins.

In Georges Feydeaus selten gespieltem „Herzliches Beileid“ (1908) gibt die zentrale Frauenfigur Yvonne zumindest vor, dass sie eigentlich nur schlafen will – die Komödie spielt sich sozusagen gegen ihren Einschlafwillen ab –; in Samuel Becketts „Glücklichen Tagen“ (1960) ist es das eigentliche Glück der Winnie, dass sie noch bei Bewusstsein ist, dass sie lebt. Sogar halbwegs schmerzfrei. Und dessen versichert sie sich dadurch, dass sie spricht. Das ist im Grunde die Daseinsberechtigung aller Figuren in Becketts Versuchsanordnungen: Ihre Sprache hält sie am Leben. „Zum Glück bin ich wieder gesprächig“, sagt Winnie, bevor ihr Sonnenschirm verbrennt, und dann sagt sie: „Etwas sagt mir: Hör jetzt auf zu reden, Winnie.“ Nein, sie hört nicht auf.

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