Mein Samstag

Topf sucht Deckel

Sie haben es bestimmt auch gelesen: Um die Tupperware steht es gar nicht gut. Dem Unternehmen, das die robusten Plastikschüsseln erfunden und via Zigtausende Hauspartys vercheckt hat, droht die Insolvenz.

Wie die meisten anderen Menschen spreche ich zwar von Tupperdosen, habe aber selbst, soweit ich das überblicke, gar keine originalen daheim. Mit dem Tupperware-Siegeszug hat, wenn wir ehrlich sind, auch ein bis dahin unbekanntes Phänomen in den Küchen dieser Welt Einzug gehalten: das unerklärliche Verschwinden von Deckeln, die zu Behältern passen, und Behältern, auf die die Deckel passen würden. Immer wieder taucht ein Teil so eines Tupperware-Duos mysteriöserweise ab und nie wieder auf. Denn es ist eben – leider – nicht so, wie es das geflügelte Wort verspricht: Nicht jeder Topf findet seinen Deckel (wieder).

Freilich – manchmal verschwinden die Behälter auch mit ihren Deckeln: Wenn man darin nämlich Gästen nach Familienfeiern und Partys Essensreste mit nach Hause gibt. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass man diese Dosen in den seltensten Fällen wieder zurückbekommt (vor allem dann nicht, wenn einem versichert wird, dass man „die natürlich wieder zurückbringt“). Ich habe derzeit durch glückliche Fügungen eine formidable Fake-Tupper-Kuchenform mit Transportgriff daheim, die ich erst wieder herausrücken werden, wenn die Besitzer höchstpersönlich an meine Tür klopfen.

Das Kind beobachtet mein Schlichten von Tupper-Besitztümern samt fluchender Suche der Deckel gern amüsiert. Die Begeisterung für das luftdichte Aufbewahren von Speisen teilt es nicht: Die junge Generation baut zu Dingen aus Plastik (natürlich zu Recht) keine emotionale Bindung auf. Wobei die Plastikboxen dank ihrer Unverwüstlichkeit schon fast nachhaltig sind. Und die undokumentierten Tauschbörsen im Familien- und Freundeskreis, in denen Tupperdosen ihre Runden machen (und gelegentlich sogar wieder in ihrem eigentlichen Zuhause landen): Recycling de luxe, quasi. In diesem Sinn: Passen Sie auf Ihren Deckel auf!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2023)

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