Opernkritik

Theater an der Wien: "Der Idiot“ im Zug nach Nirgendwo

Keine gemütlich-unbeschwerte Zugfahrt: "Der Idiot" im Theater an der Wien, das derzeit im Ausweichquartier im Museumsquartier spielt.
Keine gemütlich-unbeschwerte Zugfahrt: "Der Idiot" im Theater an der Wien, das derzeit im Ausweichquartier im Museumsquartier spielt.Monika Rittershaus
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Mieczysław Weinbergs Dostojewski-Vertonung „Der Idiot“ erfordert Sitzfleisch, entfaltet in Vasily Barkhatovs Inszenierung aber düstere Faszination. Musikalisch gerät der Abend unter Thomas Sanderling mustergültig.

Das verschneite Wäldchen da draußen hat es nicht eilig. Gemächlich zuckelt es via Video an den Zugfenstern vorbei – und man ahnt: Es wird ein langer Abend. Das darf einen bei der Vorlage freilich nicht wundern, umfasst doch Dostojewskis Roman „Der Idiot“ mehr als 900 Seiten. Auf ihnen breitet sich das Schicksal des Fürsten Myschkin aus, eines naiven Gottesnarren, der es herzensgut meint mit der Welt und gerade dadurch an seinen Absichten und an den Menschen scheitert.

Wer könnte es bei diesen epischen Ausmaßen Mieczysław Weinberg verdenken, dass seine vieraktige Opernversion des Stoffes nun, in der Neuproduktion des Theaters an der Wien im Museumsquartier, mit einer Pause auf gut dreieinhalb Stunden kommt? Das erfordert schon einiges Sitzfleisch und ein freundliches Einschwingen auf diverse Liebes- oder besser allgemein: Lebensmiseren, die sich hier in merkwürdigen Verwicklungen ausbreiten und in Gewalt und Wahnsinn enden.

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