Altbauwohnungen sind auf dem Wiener Wohnungsmarkt von heute überaus begehrt. Sie stammen oft aus der Gründerzeit, in der mit dem Bau der Ringstraße und der Stadterweiterung die große Ära des Zinshauses begann. Es prägt bis heute das Stadtbild.
Er war ein Kaiser in seinem kleinen Reich: Der Hausherr, der halb- oder vierteljährlich von Stiege zu Stiege emporging, an die Türen klopfte und den Zins forderte. Vor ihm „bückt sich der Wiener viel tiefer als vor einem Baron“, hieß es nach 1840. Da begann gerade eine neue Entwicklung: Die Wiener waren nicht mehr mehrheitlich Hausbesitzer, sondern wohnten als Mieter. Es ging nicht anders: Die Bevölkerung wuchs zu rasant. Wien erlebte alles, was mit dem Wohnungsbedarf zusammenhing: Spekulation, Rendite, drückend hohe Mieten. 1841 erschien in der „Wiener Theaterzeitung“ eine Karikatur. Sie zeigt, wie Wohnungsmieter ihr Hab und Gut mit Seilen außen an der Hausfassade hinunterlassen: „Der Hausherr wird Augen machen, wenn er erwacht und entdeckt, dass wir ausgezogen sind, ohne den Zins zu bezahlen.“