Seit 2000 hat Afrika seine Schuldenlast verdoppelt. Nun beginnen die ersten Staaten zu wackeln. Aber wer ist in der Pflicht? Das billigeste Geld kam jedenfalls aus dem Westen. Damit subventionierten die Steuerzahler auch die satten Gewinne privater Investoren und chinesischer Banken mit.
Wien. Afrika wächst. Nirgendwo wird das anschaulicher, als in der nigerianischen Hauptstadt Lagos. Wieviele Menschen hier wirklich leben, können Statistiker seit Jahren schon nur noch schätzen. Offiziell sind es heute 20 Millionen Menschen, 5000 sollen jeden Tag dazukommen. Bis 2050 hätte die Metropole damit 90 Millionen Einwohner und Nigeria würde zum bevölkerungsreichsten Land nach Indien und China.
Nigerias Wachstum und sein starker Trend zur Urbanisierung ist typisch für den gesamten Kontinent. In den nächsten Jahrzehnten werden die meisten neuen Millionenstädte nicht in Asien, sondern in Afrika entstehen, erwarten Demografen. Um die notwendige Infrastruktur zu finanzieren, sind und waren die afrikanischen Staaten nach dem Schuldenschnitt der Nullerjahre wieder auf der Suche nach Geldgebern. Die öffentlichen Schulden des Kontinents haben sich bis 2020 verdoppelt. Seit der Pandemie wackeln die ersten Staaten und die Gläubigersind uneins, wer dafür verantwortlich ist.
Schulden steigen stark an
Afrikas Schuldenboom der 2010er ist leicht in Zahlen zu fassen: Während im Jahr 2000 gut 50 Kredite mit einem Volumen von rund zehn Milliarden US-Dollar (9,1 Mrd. Euro) aufgenommen wurden, waren es 2020 über 80 Kredite mit einem Volumen von mehr als 80 Mrd. Dollar. Der größte Treiber waren Chinas Banken, die neu als Financier auf den Kontinent gekommen sind. In manchen Jahren haben sie Viertel bis zur Hälfte der neuen Kredite am Kontinent gestellt. China wurde aus dem Stand zum größten bilateralen Geldgeber Afrikas.
Entsprechend groß sind die Erwartungen an den umstrittenen Kreditgeber auch jetzt, da viele Länder Probleme bekommen, ihre Schulden zurückzuzahlen. In einigen Ländern wie Angola oder Äthiopien habe China wirklich eine kritische Größe als Geldgeber erreicht, haben Forscher der Universität Oxford herausgefunden. Nach Angaben der Johns hopkins Universität hat die Volksrepublik zwischen 2000 und 2022 beinahe 3,5 Milliarden Dollar an zinsfreien Krediten an afrikanische Staaten abgeschrieben. Doch diese Kredite sind die große Ausnahme. Denn die meiste Zeit hat China als Geldgeber in Afrika sehr gut verdient.