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Börsen sehen Bankpleite gelassen

FILE PHOTO: First Republic Bank branch in San Francisco
FILE PHOTO: First Republic Bank branch in San FranciscoREUTERS
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Die Notübernahme der First Republic Bank scheint keinen zu schrecken: Großbanken profitieren, der Markt hofft nun auf milde Notenbanken.

Die Börsen reagierten eher gelangweilt auf die jüngste Bankenpleite samt Rettung in den USA. Europas Börsen starteten am Dienstag leicht im Minus, Bankwerte wie Deutsche Bank, Unicredit, ING, BNP Paribas und Erste Group fanden sich sogar auf der Gewinnerseite. Tags zuvor hatten bereits die US-Börsen gelassen kaum auf die Nachricht reagiert, dass die Großbank JP Morgan die kalifornische Pleitebank First Republic übernehmen muss.

Letztere saß zum Zeitpunkt der Übernahme auf Vermögenswerten in der Höhe von 229 Mrd. Dollar. Es handelt sich um die zweitgrößte Bankenpleite der USA, wie aus einer Liste hervorgeht, die auf Daten der Einlagensicherung FDIC beruht. Größer war nur die Insolvenz der Washington Mutual Bank 2008 (307 Mrd. Dollar). Auf den Plätzen drei und vier folgen zwei Banken, die beide erst im März pleite gegangen sind: die Silicon Valley Bank (209 Mrd.) und die Signature Bank (110 Mrd. Dollar).

Zweitgrößte Pleite

Nun mag die Liste dramatischer aussehen, als sie ist: Es handelt sich um einen Vergleich von nominellen Zahlen. Dass im Laufe der Geschichte mit fortschreitender Inflation auch die Bankenpleiten nominell größer werden, ist nicht verwunderlich. Allerdings sind Insolvenzen von reinen Investmentbanken wie Lehman Brothers, deren Zusammenbruch im Jahr 2008 die Finanzkrise eskalieren ließ, auf der Liste der FDIC gar nicht enthalten, weil sie kein Fall für die Einlagensicherung sind. Und drei der nominell größten Bankenpleiten der US-Geschichte haben sich im Laufe der vergangenen beiden Monate ereignet. Sind die Börsen also zu sorglos?

Marktteilnehmer erklärten die Reaktion mit der Erleichterung über die geglückte Übernahme. Die Börsen hätten nun andere Dinge im Blick, etwa die Zinsentscheide der US-Notenbank Fed am Mittwochabend und der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. Die australische Notenbank hat den Leitzins unerwartet um weitere 0,25 Prozentpunkte auf 3,85 Prozent angehoben, obwohl der Markt mit einem gleichbleibenden Leitzins gerechnet hat.

Zinsen bald im Zenit?

Von der Fed erwarten die meisten eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte, von der EZB – die im Zinszyklus hinterherhinkt – möglicherweise noch einmal eine um 0,5 Prozentpunkte. Der Inflationsdruck ist sowohl in der Eurozone als auch in den USA noch hoch. Einige hoffen aber, dass sich die Notenbanken angesichts der Bankenpleiten nicht mehr trauen, die Zinsen allzu stark anzuheben. Denn die steigenden Zinsen hatten die Vermögenswerte der Banken nach unten gedrückt. Als viele Sparer gleichzeitig ihr Geld abheben wollten, mussten die Banken in großem Stil Vermögenswerte mit Verlust verkaufen. Einige, etwa die Silicon Valley und die First Republic Bank, wurden in die Knie gezwungen. Von einem Ende der Zinserhöhungen würden Anleihen wie Aktien – zumindest kurzfristig – profitieren. Der Inflationsdruck wäre aber nicht behoben.

Aber kann die Sache nicht doch irgendwann eskalieren und es zu einer neuen Finanzkrise kommen? Die Banken gelten heute als besser kapitalisiert und sicherer aufgestellt als vor der Finanzkrise. Doch Vertrauenskrisen, die zu dem massiven Abfluss von Kundengeldern bei den betroffenen Banken geführt haben, sind schwer prognostizierbar.

„Zwar war auch die First Republic ähnlich wie die Silicon Valley Bank auf Start-up-Finanzierungen spezialisiert, doch ist der Trend der Bankenpleiten in den USA ein äußerst ungesunder“, sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets zu Reuters. Er sieht noch ein Problem: Die Konsolidierung im Markt führe dazu, dass die als „too big to fail“ angesehenen Banken noch größer würden, was die Risiken durch sie nicht gerade verringere. Die Aktie von JP Morgan hat am Montag jedenfalls äußerst positiv auf die jüngsten Entwicklungen reagiert.

HSBC erfreut Aktionäre

Am Dienstag war die britische Großbank HSBC mit ihrer Zahlenvorlage an der Reihe: Die HSBC hatte den britischen Teil der Silicon Valley Bank für den symbolischen Preis von einem britischen Pfund übernommen. Dies brachte ihr im ersten Quartal einen Sonderertrag von 1,5 Mrd. Dollar ein. Auch sonst lief das Geschäft gut, der Überschuss war mit elf Dollar dreimal so hoch wie ein Jahr zuvor und höher als erwartet. Das Unternehmen kündigte ein Aktienrückkaufprogramm an, die Aktie stieg.

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