Türkischer Film sorgt für Aufregung wegen „antisemitischer Hetze“

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Der Kinostart der Actionfilm-Fortsetzung "Tal der Wölfe - Palästina" wurde in Deutschland gestoppt. Der Bundesverband der israelischen Kultusgemeinden in Österreich verurteilte den Film als „antisemitische Hetze“

Vor fünf Jahren sorgte der nationalistische türkische Actionfilm Tal der Wölfe – Irak für Kontroversen, vor allem in Deutschland: Es ging um den blutigen Rachefeldzug gegen einen US-Geheimagenten, der für die Erniedrigung und den Selbstmord eines türkischen Offiziers verantwortlich war. Der bis dahin teuerste türkische Film – ein Ableger der erfolgreichen TV-Serie Kurtlar Vadisi – Tal der Wölfe – war in der Heimat ein Riesenerfolg und wurde von der Politik instrumentalisiert, auch wenn die Kritiken gegensätzlich ausfielen. In Deutschland protestierten linke wie rechte Politiker gegen die antiamerikanische und antiisraelische Stoßrichtung des Films (in einer berüchtigten Szene entfernt ein jüdischer US-Armeearzt die Organe von gefangenen Zivilisten, um sie an Meistbietende nach New York, Tel Aviv und London zu verschicken). Der deutsche Verleiher konterte, dass dieselben plumpen Klischees wie in Hollywood-Actionfilmen bedient würden, nur unter ideologisch umgekehrten Vorzeichen. Die Kontroverse machte den Film zum Kassenhit in Deutschland, in anderen Ländern – inklusive Österreich – tat sich allerdings wenig.

Nun scheint sich die Affäre beim neuen Teil der Filmreihe zu wiederholen: Tal der Wölfe – Palästina sorgte schon für Aufsehen, als 2010 erste Trailer online gingen: Diesmal unternimmt das türkische Kommando einen Rachefeldzug gegen israelische Soldaten, die 2010 die Schiffe des Gaza-Hilfskonvois attackiert und neun türkische Aktivisten erschossen haben. Unter dem Eindruck des Gaza-Zwischenfalls wurde das Skript knapp vor Drehbeginn entsprechend umgeschrieben. Der Hauptschurke plant die Errichtung von „Großisrael“.

Es gab keine Vorabpressevorführungen von Tal der Wölfe – Palästina, dieses Wochenende läuft der Film international an. Starttermin in Deutschland und Österreich (Wien, Graz, Salzburg, Bregenz, Lustenau) ist der 27. Jänner, der internationale Holocaust-Gedenktag. Nach Protesten deutscher Politiker aller Großparteien stoppte die Verleihfirma dort den Kinostart, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) hatte eine Altersfreigabe verweigert. Auch in Österreich wird ein Stopp erwogen. Der Bundesverband der israelischen Kultusgemeinden in Österreich verurteilte den Film indessen als „antisemitische Hetze“, Generalsekretär Raimund Fastenbauer meinte, er erwarte sich klare Stellungnahmen von Politikern. hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2011)

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