Klimakrise

Höchstwerte von klimaschädlichem CO2 und Methan am Sonnblick gemessen

APA/EXPA/JFK
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Kohlendioxid (CO2) trägt zwei Drittel zum Treibhauseffekt bei, Methan 16 Prozent. Letzteres ist sehr viel klimaschädlicher als CO2, hält sich aber weniger lang in der Atmosphäre.

Noch nie war die am Sonnblick Observatorium auf 3100 Metern Seehöhe gemessene Konzentration von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) so hoch wie aktuell. Das teilte Geosphere Austria (ehemals Zamg) am Mittwoch mit. Die beiden Treibhausgase sind die stärksten Antreiber des menschengemachten Klimawandels. Im April 2023 lag das Monatsmittel der Konzentration von Kohlendioxid bei 425,3 ppm (parts per million - Teilchen CO2 pro Millionen Teilchen).

Der Wert von Methan lag bei 2,014 ppm. Es ist 25-mal klimaschädlicher als CO2. Es hält sich jedoch viel kürzer in der Atmosphäre. Bei Methan sind es gut zehn Jahre, bei CO2 ist selbst nach Jahrhunderten ein beträchtlicher Anteil noch in der Atmosphäre. CO2 trägt etwa zwei Drittel zum Treibhauseffekt bei, Methan gut 16 Prozent und Lachgas rund 6,5 Prozent. Alle Treibhausgase zusammen haben zu einer durchschnittlichen weltweiten Erwärmung von 1,1 Grad seit Ende des 19. Jahrhunderts geführt.

Sonnblick zeigt weltweite Entwicklung

Laut Geosphere Austria bestätigen die neuen Messwerte den kontinuierlich steigenden Trend der zwei wichtigsten Treibhausgase. Das Umweltbundesamt misst am Sonnblick Observatorium der Geosphere Austria Kohlendioxid seit 2001 und Methan seit 2012. Die Messkurven verlaufen ganz ähnlich wie an anderen Standorten der Erde, denn durch die großen Windsysteme der Erde werden die Treibhausgase schnell weltweit verteilt, egal wo sie freigesetzt wurden.

"Kohlendioxid und Methan bleiben über Jahre in der Atmosphäre, daher zeigen die Messungen in der abgeschiedenen Lage am Sonnblick-Gipfel auch gut die weltweite Entwicklung. Es gibt zwar kurzfristige jahreszeitliche Schwankungen, aber der langfristige Trend geht deutlich nach oben", erklärte Iris Buxbaum vom Umweltbundesamt.

Methan durch Deponien und Rinder

Die Hauptquellen für Kohlendioxid sind Industrie, Energieerzeugung, Verkehr und Gebäude, in denen fossile Brenn- oder Treibstoffe eingesetzt werden. Kohlendioxid (CO2) hatte 2021 den größten Anteil (ca. 85 Prozent) an den gesamten Treibhausgas-Emissionen in Österreich. Methan entsteht in erster Linie bei mikrobiologischen Gärungsprozessen auf Deponien oder in den Mägen von Wiederkäuern (Rinderhaltung). Methan (CH4) ist in Österreich das zweitwichtigste Treibhausgas, im Jahr 2021 mit einem Anteil von mehr als acht Prozent.

"Untersuchungen zeigen eindeutig, dass die durch den Menschen verursachten globalen Emissionen von fossilem Kohlendioxid und Methan den Hauptanteil der weltweiten Erwärmung samt Folgen verursachen", sagt Marc Olefs, Leiter der Abteilung Klima-Folgen-Forschung der Geospehre. Treibhausgase nehmen einen Teil der Wärmestrahlung der Erdoberfläche auf und vermindern so das Abstrahlen dieser Wärme ins Weltall, die Erde heizt sich auf. Mit schwerwiegenden Folgen für Natur, Menschen und Tiere.

Im Schnitt 2,7 Grad wärmer in Österreich

Der Klimawandel ließ die Durchschnittstemperaturen in Europa bereits um 2,2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ansteigen, was fast doppelt so viel wie der globale Anstieg von 1,15 Grad ist. Das ging aus dem kürzlich veröffentlichten jährlichen Bericht des Klimawandel-Dienstes des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus (C3S) hervor. In Österreich ist der Temperaturanstieg mit 2,7 Grad noch signifikanter. Der Sommer 2022 war demnach der heißeste in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen. Grund dafür ist, dass sich Landmassen schneller erwärmen als thermisch träge Ozeane.

Weitere Faktoren bei der stärkeren Erwärmung in Österreich sind laut Geosphere im Vergleich zu Europa der schwache maritime Einfluss und Änderungen in der großräumigen atmosphärischen Zirkulation, letztere sind noch Gegenstand aktueller Forschung.

„Extreme Hitzejahre zum neuen Normal"

Die Expertinnen und Experten von Geosphere drängen zu raschem Handeln. "Da Kohlendioxid bis zu 100.000 Jahre in der Atmosphäre bleibt, sind die Folgen der bisherigen und der zukünftigen Emissionen unumkehrbar, außer es würde der Menschheit gelingen, diese gigantischen Mengen an Kohlendioxid der Atmosphäre wieder zu entziehen. Daher ist eine drastische und sehr rasche Reduktion der weiteren Emissionen wichtig", heißt es. Globale Netto-Null-Emissionen von Kohlendioxid seien notwendig, um die weitere Erwärmung und Schwere an Folgen zumindest zu stabilisieren.

Mit einem weiteren weltweit ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen würde "zum Beispiel der winterliche Schnee im Dauersiedlungsraum nahezu verschwinden und derzeit extreme Hitzejahre zum neuen Normal werden", so Olefs. Bei Einhaltung der Pariser Klimaziele mit einer 1,5-Grad-Erwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit würden sich die Abnahme der Schneedecke hingegen halbieren und die Hitzetage knapp über dem derzeitigen Niveau einpendeln.

(APA)

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