Popkritik

Neues Album: Ed Sheeran als Mann der Sorgen

Annie Leibovitz/Warner
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Trotz Hilfe von Aaron Dessner von der US-Band The National: Das Album „Subtract“ ist nahe der Betulichkeit.

Authentizität ist rar geworden in der Hitparadenmusik: Allzu viele Songwriter sind darauf dressiert, die ersten fünf Töne streamingfreundlich zu halten, und vergessen dann gern darauf, einen knackigen Refrain nachzuschieben. Das trifft oft auch auf Ed Sheeran zu. Ob er sich zu stark von harmonischen Strukturen bereits existierender Popsongs leiten lässt, wird derzeit vor Gericht verhandelt. Seine Texte leiden jedenfalls an Farblosigkeit. Auch auf „Subtract“, seinem sechsten Album, dem letzten mit mathematischem Namen.

„I've been depressed since you left, try to fill the hole with wine“, singt er in „End Of Youth“. Diese erste Zeile, platziert auf genussvoll ächzenden Gitarrenklängen, nimmt man ihm noch ab. Die zweite Zeile aber nicht mehr. Da behauptet Saubermann Ed Sheeran, dass er mit den Drogen aufgehört habe, als die besungene Dame in sein Leben gekommen sei. „Stopped the drugs when she came“, zwängt er sich aus den Zahnreihen. Unglaubwürdig! Der Promotext des Albums erklärt dennoch, dass „Subtract“ das bisher das persönlichste Album des 32-jährigen Briten sei. Wohl um Missverständnissen auszuweichen, hat er diesmal die Verantwortung für die Songs geteilt: mit Aaron Dessner, einem der Songwriter der US-Band The National. Dieser sah sich genötigt, die in den Augen mancher Indiepop-Fans wenig reputierliche Zusammenarbeit zu verteidigen: Er sei der Debatte darüber, was cool ist, müde, sagte er.

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