Die Kommunisten treten auch heuer in zweifacher Ausführung bei der ÖH-Wahl an. Der KSV-KJÖ mit Spitzenkandidat Lukas Pflanzer (21) stand der KPÖ-Bundespartei in den vergangenen Jahren kritisch gegenüber. Nun aber nähere man sich wieder an, sagt er.
Die Presse: Sie und die zweite kommunistische ÖH-Fraktion, der KSV-Lili, sind seit den 2000er Jahren zerstritten. Warum eigentlich?
Lukas Pflanzer: Diese ganze Geschichte, warum sich die beiden KSV getrennt haben, ist mittlerweile fast zwei Jahrzehnte alt. Das hat sich an der Haltung zur damaligen KPÖ gespalten und ein paar anderen Themen. Woran es heute scheitert, würde ich sagen, ist, was man macht, wenn man in den ÖH-Gremien sitzt und wie man die Arbeit angeht. Für den KSV-Lili ist es vor allem wichtig, eine linke Exekutive zu bilden. Sie sagen aber selten, was ihre Kernforderungen sind.
Was sind Ihre?
Wir fordern einen Ausbau für soziale Studierendenheime und einen bundesweiten Mietendeckel, die Abschaffung der Studiengebühren und eine Anpassung der Mindeststudienzeit an die Durchschnittsstudienzeit.
Wo genau stehen Sie im Streit um die Nähe zur „Mutterpartei“, der KPÖ?
Wir arbeiten seit langem eng mit der KPÖ Steiermark zusammen, die uns auch immer wieder sehr unterstützt hat. In den letzten zwei Jahren ist auch unser Verhältnis zur KPÖ-Bundespartei besser geworden. Es gibt wieder thematische Zusammenarbeit.
Und jetzt auch mit der KPÖ Plus in Salzburg?
Wir arbeiten auch mit ihnen zusammen. Es gibt eine Liste an der Uni Graz, die von der Salzburger KPÖ Plus unterstützt wird.
Haben Sie kein Problem mit dem Wort „Kommunismus“ und den Schreckensherrschaften, die unter ihm errichtet wurden?
Ich habe kein Problem mit dem Begriff. Wir sehen uns in der Tradition der österreichischen kommunistischen Bewegung, die einen sehr wichtigen Anteil am Widerstand gegen den Faschismus geleistet hat und an vielen sozialen Kämpfen beteiligt war. Wir nennen uns auch heute noch kommunistisch, weil wir diesen Kampf fortführen wollen. Genauso steht das Wort dafür, dass wir als Einzige konsequent immer die Systemfrage stellen und die Probleme des Kapitalismus aufzeigen.
Die Millionen Toten infolge von Hungersnöten oder den Gulag werden damit nicht relativiert?
Nein. Wir beziehen uns auf unsere österreichische Geschichte und Organisation.
Welche kommunistischen Politiker sind Vorbilder für Sie?
Ich würde das nicht an einer Einzelperson festmachen. Ein Teil meiner Weltanschauung wurde sicher geprägt durch Theoretiker wie Karl Marx und ich schätze auch Personen wie Elke Kahr (KPÖ-Bürgermeisterin in Graz, Anm.) persönlich.
Sie fordern sehr plakativ die „Enteignung“ von „Krisengewinnern“. Wen haben Sie da im Blick?
Vor allem die Öl- und Gaskonzerne, in Österreich die OMV. Die hat im vergangenen Jahr 5,2 Milliarden Euro Gewinn eingefahren. Das ist eine enorme Summe, mit der man sehr viel weiterbringen könnte, nicht nur im Bildungssystem.
Ist das wirklich ernst gemeint, dass Sie als Kandidat für eine ÖH-Wahl einen staatsnahen Konzern enteignen wollen?
Klar, wird das nicht passieren, wenn die ÖH jetzt irgendeinen Antrag beschließt. Gerade bei solchen Themen, vom Wohnen bis zur Gesundheit, gibt es Probleme mit der Finanzierung. Da ist es die Aufgabe der ÖH, Druck aufzubauen.
Mit wem wollen Sie in der ÖH-Exekutive koalieren?
Wir schließen grundsätzlich AG, Junos und RFS aus. Da sehen wir keine inhaltlichen Überschneidungen. Abgesehen davon, machen wir das daran fest, ob sich eine Koalition bereiterklären würde, unsere Inhalte durchzusetzen. Die ÖH muss sich mit den Studierenden besser vernetzen, um gemeinsame Forderungen aufzustellen. Für uns ist es wichtig, eine Exekutive zu bilden, die wirklich etwas weiterbringt und dafür mit den Studierenden Druck auf die Regierung aufbaut.