Moskau-Anschlag: Zwei Österreicher tot

Anschlag Zwei oesterreicher unter
Anschlag Zwei oesterreicher unter(c) AP (Dmitry Lovetsky)
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Neben einem Wiener Manager fiel auch eine Bankangestellte aus Österreich dem Terrorakt zum Opfer. Das wurde am Mittwoch bestätigt.

Der Selbstmordanschlag auf den Flughafen in Moskau-Domodedow hat zwei österreichische Opfer gefordert. Nach einem  41-jährigen Manager aus Wien schien am Mittwoch auch eine nach dem Anschlag vermisste österreichische Bankangestellte auf einer Liste der Todesopfer auf.

Die beiden Österreicher wurden demnach "juristisch identifiziert". Die Liste wurde auf der Website des russischen Katastrophenschutzministeriums veröffentlicht.

Bereits am Dienstag hatte ein Sprecher des Außenministeriums erklärt, die Bankangestellte sei "mit größter Wahrscheinlichkeit" unter den Toten. Sie war am Montag gegen 16 Uhr mit einem AUA-Flugzeug aus Wien gelandet. Um 16.32 Uhr kam es zur Explosion in der Ankunftshalle. Kollegen der Bankangestellten versuchten danach vergeblich, sie zu erreichen.

"Tag der Trauer" in Moskau

In Moskau wurde am Mittwoch ein "Tag der Trauer" abgehalten: Zum Gedenken an die Opfer des Selbstmordanschlags wurden die Fahnen an offiziellen Gebäuden auf Halbmast gesetzt.

Der Terrorakt hatte mindestens 35 Tote gefordert, 34 von ihnen sind bereits identifiziert. Am Mittwoch lagen noch 117 Menschen in Krankenhäusern, 21 Verletzte seien noch immer in einem kritischen Zustand, hieß es.

Entlassungswelle nach Anschlag

Im russischen Innenministerium wurde wegen des Anschlags eine Entlassungswelle hoher Polizeibeamter gestartet, berichtete die Nachrichtenagentur Ria Novosti. Präsident Dimitrij Medwedjew feuerte demnach am Mittwoch den Chef der Transportsicherheit im betroffenen Föderationsbezirk und stellte weitere Kündigungen in Aussicht.

Der Staatschef hatte zuvor von "Anarchie" und "systematischem Versagen" gesprochen.

"Kann auf jedem Flughafen passieren"

Unterdessen wies ein deutscher Manager des Flughafens die scharfe Kritik von Kremlchef Dmitri Medwedjew an den laxen Sicherheitskontrollen auf dem Airport zurück.

"Was uns passiert ist, kann auf jedem Großflughafen passieren", sagte der Direktor für Internationale Angelegenheiten und Geschäftsentwicklung des Flughafens, Daniel Burkard, der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Mittwoch).

Medien zeigen "Kopf des Attentäters"

In russischen Medien haben auch Spekulationen über Hintergründe der Tat begonnen. Berichten zufolge könnte der Attentäter einer islamistischen Untergrundgruppe angehören, die im südrussischen Gebiet Stawropol aktiv ist. Die mehrheitlich von orthodoxen Christen bewohnte Region liegt unweit der Konfliktregion Nordkaukasus. Medien veröffentlichten zudem Bilder vom Kopf des mutmaßlichen Terroristen.

Das Attentat sei bereits seit November vorbereitet worden, schrieb das Boulevardblatt "Moskowski Komsomolez" am Mittwoch. Nach Angaben der Regierungszeitung "Rossijskaja Gaseta" war der Anschlag womöglich eine Reaktion auf die ausländerfeindlichen Ausschreitungen tausender russischer Jugendlicher im Dezember. Nach dem Tod eines Fußballfans im Streit mit Kaukasiern hatten Ultranationalisten Jagd auf Migranten gemacht.

Gescheiterter Anschlag zu Silvester?

Dem jüngsten Selbstmordanschlag ist einem Zeitungsbericht zufolge ein durch Zufall gescheiterter Terrorangriff auf den Manege-Platz im Zentrum Moskaus vorausgegangen, berichtete die russische Agentur RIA Novosti. Ursprünglich hätten die aus dem Nordkaukasus stammenden Terroristen demnach einen Anschlag in der Silvesternacht auf den nahe dem Kreml liegenden Manege-Platz geplant, der aber gescheitert sei, schrieb die Zeitung "Moskowski Komsomolez" in ihrer Mittwochausgabe.

Über jene Explosion in einem Park im Südosten Moskaus hatten russische Medien berichtet, damals kam nur die mutmaßliche Attentäterin ums Leben. Nach dem gescheiterten Anschlag auf den Manege-Platz habe man mit der Vorbereitung auf die Explosion im Flughafen Domodedowo begonnen, hieß es weiter.

(Ag./Red.)

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