Literatur

Jugendbuch-Tipp: Einblick in die jüdisch orthodoxe Welt

(c) Beltz
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Hoodies Eltern sind streng religiös, er selbst kennt die Regeln lieber nicht allzu genau. Isaac Blums Buch erzählt viel über das Leben. Und auch den Terror.

Jugendliche haben nicht allzu viel Geduld. Das bedeutet lesetechnisch: Der erste Satz eines Buches muss sie hineinziehen, das wissen die Verlage, da ist keine Zeit für Kinkerlitzchen, Wetter oder ähnliches. Und das gilt besonders für Bücher, für die ein Glossar zum Download angeboten wird. Nun, der erste Satz von "Ruhm und Verbrechen des Hoodie Rosen" liefert jedenfalls: "Später versuchte ich Rabbi Moritz zu erklären, was ironisch daran war, dass ich ausgerechnet durch mein schreckliches Verbrechen die ganze Gemeinde gerettet hatte."

Zu viel Dramatik? Nein, keinesfalls. Das Buch um den jüdisch-orthodoxen Hoodie, der sich verliebt und in dessen Leben sich dann antisemitischer Terror sprengt, ist zuerst einmal wirklich komisch. Etwa wenn der Teenager sein jüdisch-orthodoxes Regelleben reflektiert. Oder wenn er auf die Moderne in Person eines frechen, nichtjüdischen Mädchens trifft (das noch dazu die Tochter der Bürgermeisterin ist). Man bekommt Einblick in eine Welt, die für junge Leser wohl oft völlig absurd erscheint. Und vermutet bald, dass Hoodies "schreckliches Verbrechen" für unsere Begriffe vielleicht gar nicht so schrecklich ist. Da hat die Geschichte aber schon ihren Sog entwickelt. Und das Glossar? Erklärt nicht nur Wörter wie koscher, gefilte Fisch oder Kippa. Sondern auch die Trauerzeit Schiv'a, Kofer ba-ikar als Bezeichnung für Abtrünnige und auch Cherem - den Bann, der jemanden aus der jüdischen Religionsgemeinschaft ausschließt. Die Wörter eben, die Hoodie verwendet.

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