Drag Queens

Das neue Feindbild trägt Federboa

Drag Queen Story Hour in Alabama: Champagne Monroe liest aus dem Buch „Der Regenbogenfisch“.
Drag Queen Story Hour in Alabama: Champagne Monroe liest aus dem Buch „Der Regenbogenfisch“. Dan Anderson/AP/picturedesk
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Eigentlich schien Drag schon in der Mitte der amerikanischen Gesellschaft angekommen – und stand für einen Aktivismus, den alle irgendwie mittragen konnten. Und jetzt? Jetzt werden Drag-Lesestunden gestürmt. Ein Bericht aus den USA.

Die Männer kamen am helllichten Nachmittag: Mitglieder der rechtsextremen Proud Boys stürmten die Bibliothek von San Lorenzo in Kalifornien, bauten sich vor etwa einem Dutzend verängstigter Kinder und ihren Eltern auf, die sich in der Bibliothek für eine „Drag Queen Story Hour“ versammelt hatten, bedrohten die Moderatorin Panda Dulce und warfen den Bibliothekar:innen vor, die anwesenden Kinder zu „sexualisieren“. „Transe“ und „Pädophile“ hätten sie gerufen und mit Gewalt gedroht, berichteten Augenzeugen. San Lorenzo blieb kein Einzelfall: Drag Queen Story Hours sind mittlerweile fast überall in den USA Zielscheibe oft bewaffneter rechter Gruppen. Selbst in liberalen Hochburgen wie New York City und Washington, D. C., in denen sich LGBT-Personen traditionell sicher fühlen konnten. In vielen konservativeren Staaten werden die Veranstaltungen mittlerweile routinemäßig abgesagt – aus Sicherheitsgründen.

Die Drag Queen Story Hour geriet durch Tucker Carlson und den Twitter-Account „Libs of TikTok“ in die Schusslinie. Und die Kritik trifft nicht nur Lesungen. Jedes Jahr trägt die American Library Association eine Liste der „most challenged books“ zusammen: also Bücher, deren Entfernung aus Schulen, Leselisten und Bibliotheken gefordert wurde. Die meisten waren zuletzt wegen LGBTQ-Inhalten beanstandet worden – Spitzenreiter ist das Buch „Gender Queer“ von Maia Kobabe. Und von der Beanstandung bis zur Verbannung ist es mittlerweile nur mehr ein kleiner Schritt: Republikanisch dominierte Bundesstaaten haben entsprechende Maßnahmen erlassen. In Escambia County in Florida wurde unter anderem das Buch „And Tango Makes Three“ aus allen Schulen entfernt: Eine Lehrerin und konservative Aktivistin bezeichnete das Bilderbuch als „Pornografie“, weil in ihm zwei männliche Pinguine ein Ei bebrüten.

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