Buch der Woche

Nach dem Schlaganfall: Diese Zunge gehört nicht mir

„Sprache kann mithelfen, das eigene Leben bewohnbarer zu machen.“ Renate Welsh, geboren 1937 in Wien.
„Sprache kann mithelfen, das eigene Leben bewohnbarer zu machen.“ Renate Welsh, geboren 1937 in Wien. Karl Schöndorfer/picturedesk
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Ein kleines literarisches Meisterwerk: In der Erzählung „Ich ohne Worte“ setzt sich Renate Welsh mit ihrem zeitweiligen Verlust von Denk- und Sprechvermögen auseinander.

Die österreichische Schriftstellerin Renate Welsh erlitt im Sommer 2021 während eines Aufenthaltes in Italien einen Schlaganfall. Was folgte, war eine Reihe traumatischer Erfahrungen: Sprachverlust, eine beängstigende Entfremdung vom eigenen Körper, Ohnmacht, die Verzweiflung darüber, sich nicht mitteilen zu können, ein äußerst anstrengender, weil zehnstündiger Transport im Krankenwagen nach Wien, dem ein langer, mühsamer Genesungsprozess mit Aufenthalten im AKH und im Rehabilitationszentrum Rosenhügel in Wien sowie weitere Therapien folgten. Die Rekonvaleszenz ging mit einer Selbstfindung und Neuerfindung des eigenen Ich einher, die viele Monate in Anspruch nehmen sollte.

Bis zu ihrem „Insult“ – diese medizinische Bezeichnung für den Schlaganfall scheint Renate Welsh sehr passend zu sein, handelt es sich hierbei ja in der Tat um eine schwere Beleidigung für Körper und Geist – hatte die damals 83-jährige, erfolgreiche Autorin ein sehr aktives Leben geführt. Seit mehr als 50 Jahren leitet sie Schreibwerkstätten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, darunter in der Obdachloseneinrichtung VinziRast in Wien, und macht ausgedehnte Lesereisen im In- und Ausland; ihre Kinder- und Jugendbücher sind längst moderne Klassiker. Erst im Frühjahr 2021 war ihr hochgelobter Roman „Die alte Johanna“ erschienen.

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