Pizzicato

König ohne Hemd und Kilt

Für die Royal Show in London mit allem „Pomp and Circumstances“ prognostiziert die BBC eine Regenwahrscheinlichkeit von 70 Prozent – britisches Maiwetter eben. Charles Philip Arthur George Mountbatten-Windsor, alias Charles III., ist indes abgehärtet. Auf seinem Landsitz in den schottischen Highlands trotzt er im Shetland-Pullover und Schottenrock und mit Stock allem Unbill.

Wer als vierjähriger Knirps und Kronprinz die Krönungszeremonie seiner Mutter durchgestanden hat, ist gewappnet. Dass sein Butler einen Toilettensitz auf Reisen im Gepäck hat, dem König die Zahnpasta auf die Zahnbürste drückt und sieben Frühstückseier kocht, aus denen er eines auswählt – alles nur bösartige Gerüchte.

Bei der Krönung in der zugigen Westminister Abbey wird der King ohne Hemd der Nobelschneiderei Turnbull & Asser und ohne Kilt dastehen – und bei der Salbung mit Öl aus Jerusalem auch ohne das „Colobium Sindonis“, das lange Leinenhemd von Großvater George. Ein Akt wie beim Arzt: Oberkörper bitte frei machen! Ein halb nackter König also, dessen Anblick der Öffentlichkeit freilich erspart bleibt. Nicht erspart bleibt Charles dann auch die Fahrt in der vergoldeten Kutsche aus dem 18. Jahrhundert – durchgerüttelt und -geschüttelt, ohne Stoßdämpfer und Standheizung. Ein ultimativer Härtetest für die Knochen des Monarchen.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2023)

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