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Das Beben im Skilager: Liensberger nicht mehr im Nationalteam

Nicht mehr Teil der Elite: Liensberger.
Nicht mehr Teil der Elite: Liensberger.APA/BARBARA GINDL
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Ramona Siebenhofer, 31, tauscht Rennanzug gegen Polizeiuniform.

Wien. Der enttäuschende Weltcup-Winter mit nur drei Top-10-Platzierungen hat für Katharina Liensberger Folgen. Denn die 26-Jährige wurde verbandsintern degradiert. Liensberger scheint für die kommende Saison nicht mehr im achtköpfigen Nationalteamkader der ÖSV-Damen auf, sondern muss mit einem Platz im zweitklassigen A-Kader vorliebnehmen. Franziska Gritsch, Ricarda Haaser und Stephanie Venier werden vorgezogen.

Das gleiche Schicksal wie Liensberger ereilte auch Johannes Strolz. Der Doppelolympiasieger von Peking 2022, der vor seinem Durchbruch schon einmal dem A-Kader angehört hat, blickt ebenfalls auf eine völlig misslungene Saison zurück.

Nach Nicole Schmidhofer verkündete am Freitag eine weitere ÖSV-Fahrerin ihren Rücktritt aus dem Skizirkus. Im Innenministerium verdrückte Ramona Siebenhofer, 31, schnell eine Träne, auch zitterte ihre Stimme nur kurz, der Abschied war nach 205 Rennen und sieben Podestplätzen, davon zwei Siegen in Cortina, reiflich überlegt. Im Herbst meldet sie sich bei der Dienststelle Murau. „Ich freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt“, sagte die stolze Bezirksinspektorin.

Siebenhofer war in vierzehn Weltcup-Jahren nebst den Strecken nie untätig geblieben. 2017 hatte sie die Aufnahmeprüfung als Polizeischülerin (insgesamt 70 Polizei-Sportler, davon 46 allein ÖSV) gemeistert, 2022 die Dienstprüfung abgelegt, in Bälde folge der BWL-Bachelor. Das Skifahren, das die Steirerin Mitte der 1990er-Jahre in Krakauebene mit einem Schreikrampf wegen einer verweigerten Startnummer lieben gelernt hat, habe ihre jahrelang alles bedeutet.

Zwei Winterspiele, vier Weltmeisterschaften, das Kochen für die Teamkolleginnen in diversen Apartments, die Rennen – all das wollte sie nicht missen, bis irgendwann ein Umdenken einsetzte. Jetzt im Sommer führte kein Stemmbogen mehr daran vorbei. Geist und Körper spielten nicht mehr mit: „Ich bin nicht weiter bereit, mein Leben dem Skisport unterzuordnen.“ Man habe als Kind Träume, wisse aber nie, „wie schwer das eigentlich“ alles sei. Man wachse, lerne, reife als Person – und müsse dankbar sein, wenn das Umfeld passe. Ob Onkel, Trainer, Ausrüster, ÖSV, Freund oder Polizei – sie sei rundum glücklich. Als Polizistin wolle sie „nicht die strenge Inspektorin werden, die alle belehrt. Ich möchte Ansprechpartnerin sein.“ (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2023)

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