Von der herrlichen grünen Insel Irland, wo man sich bisweilen schnell einen Kopfstoß einfängt.
Wiedersehen mit Irland! Hat ein Weilchen gedauert. Es war ein anderes Land, als ich 1981 elfjährig zum ersten von vier Malen einen Monat auf der Insel verbrachte – Sprachferien, in denen ich nicht nur Englisch lernte . . .
An meine Gastfamilien hab ich beste Erinnerungen. Bei den vier, fünf Kids, wie damals nicht unüblich, lief ich einfach so mit. Nach der ersten Woche, die jedes Mal hart war, bis sich die Sache einschliff und Freundschaften entstanden, begann die beste Zeit meines damaligen Jung-Teenie-Lebens. Abenteuer, Freiheit, Action! Im Städtchen Naas im Osten der Insel lernte ich auch Kampftechniken für die Straße – allerdings auf Empfängerseite.
Irland war noch nicht der keltische Tiger, der den europäischen Wohlstand im Eiltempo nachholte. Die Menschen lebten bescheiden, stolz auf ihr einfaches Reihenhäuschen, vor dem vielleicht sogar ein eigenes Auto stand. Die Kids aus den Arbeitervierteln hatten abgerissene Kleidung und liefen barfuß herum, weil im Sommer an Schuhen gespart wurde. Begegnungen mit den rich kids von irgendwoher, so haben sie uns wohl gesehen, im Vergleich stimmte es auch, konnten unangenehm ausfallen (für uns). Die Burschen wirkten abgebrüht, fluchten furchterregend wie Erwachsene – in Irland sowieso ausgeprägte Kulturtechnik – und waren die besseren Raufer. Trafen wir auf sie, flogen schnell die Steine. Flucht!
Einmal geriet ich auf der Gasse allein an eine Gruppe magerer, zorniger Kerlchen. Da gab's kein Davonkommen: Wortgefecht, Gerangel, dann der Headbutt voll auf den Riecher. Seither trag ich die Nase etwas schief. No hard feelings, guys – ich liebe Irland!
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2023)