Song der Woche

Fetzen einer Sommerromanze

Modern Woman
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Intensiv wie die junge Patti Smith: Als Spoken-word-Poetin begann die Londoner Literaturstudentin Sophie Harris, dann gründete sie eine Band namens Modern Woman.

Modern Woman: „Achtung“. Wann hat man das letzte Mal eine wirklich wild in den Refrain krachende Lärmgitarre gehört? Und wann eine wirklich berührende Sommerromanze? Dieses Stück verbindet beides – und beginnt mit dem Namen Kevin. So heißt der deutsche Bub, in den sich die Sängerin einst verliebt hat, in einem Sommer, der „thick with possibilities“ war, in dem der Asphalt vor Hitze „klaffte wie tausend kleine Münder“. Atemlos, gejagt vom nervösen Bass, erinnert, erzählt sie: von Haut und Blut, von seiner Mutter, die ihr Hausmannskost mitgibt, von der Nachbarin, die Klavier in C-Dur spielt, vom unheimlichen Vater, der immer im falschen Moment ins Zimmer platzt . . . Es ist ein Stück der rasenden Erinnerung, auch der Frage: Was bleibt? Das Klavier in C, der kaputte Subaru, die Stimme des Vaters, dessen ungute Männerlehren sich in Kevins Kopf durchgesetzt haben. All das und mehr in kaum drei Minuten. Explosiv verdichtet.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter

(„Die Presse“) sowie Michaela Pichler und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2023)

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