Landestheater Linz

Arzt, nicht Held: Starker „Prof. Bernhardi“ in Linz

Tragikomisches Spiel: Christian Higer als Prof. Bernhardi, Alexander Julian Meile als Minister.
Tragikomisches Spiel: Christian Higer als Prof. Bernhardi, Alexander Julian Meile als Minister.Petra Moser
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Stephanie Mohr nimmt Schnitzler Stück erfreulich ernst. Die Schauspieler überzeugen großteils.

„Ich habe nämlich wirklich keine Lust, den Helden um jeden Preis zu spielen“, sagt die Titelfigur in „Professor Bernhardi“. Ein zentraler Satz – und eine Begründung dafür, dass Schnitzler dieses doch so verstörende, ja: tragische Stück eine Komödie nannte. Wie Brechts Galileo verweigert Bernhardi die Heldenrolle, die man ihm aufdrängt: Er wolle von keiner Partei „in Anspruch genommen werden“, sagt er und erklärt, er habe „nicht im Entferntesten daran gedacht, irgendeine Frage lösen zu wollen“.

Auch nicht die des Antisemitismus, der ihn beinahe seine berufliche Stellung gekostet hätte. Judenfeinde, aber auch banale Karrieristen haben seine spontan getroffene ärztliche Entscheidung gegen ihn verwendet: Er ließ einen Pfarrer nicht zur Letzten Ölung ans Krankenbett einer jungen Frau, die wegen einer missglückten Abtreibung im Sterben lag. Denn sie schien ihm glücklich, und er wollte dieses letzte Glück nicht durchs Bewusstsein des Todes zerstören. Dem Pfarrer dagegen ging es um die ewige Seligkeit, die seine Kirche verspricht. Dieser grundsätzliche metaphysische Konflikt prägt zwei atemberaubende Szenen: Schnitzlers Sympathien gehörten zweifellos dem Arzt, dennoch zeichnete er den Geistlichen als tief – und tragisch – Überzeugten, der ebenso wie Bernhardi gar kein Interesse an einer politischen Verwendung seiner Sache hat.

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