Klangforum Wien

Konzertprojekt zum Krieg gegen die Ukraine

Das Klangforum Wien hält ein Plädoyer für die Musik des postsowjetischen Raums.

Mit einem Blick in den Himmel hat das Klangforum am Freitag seinen Konzerthaus-Zyklus für diese Saison abgeschlossen: Unter Tim Anderson war Musik von Lisa Streich, Mauricio Sotelo und Philippe Manoury zu hören – inspiriert von himmlischen Phänomenen. Doch schon bald, nach der „Verwandlung eines Wohnzimmers“ (Festwochen, ab 13. Mai) und einigen Gastspielen, wächst im Konzerthaus beim 40. Internationalen Musikfest ein neues Konzertprojekt kühn in Richtung Wolken: „The Tower of Babel“ (18./19. Juni). „Wir befassen uns darin mit dem Krieg gegen die Ukraine und seinen Folgen“, erklärt Intendant Peter Paul Kainrath, „aber nicht, indem wir eine Friedenssoße über alles ausgießen. Ein Opfer im übertragenen Sinn ist nämlich der postsowjetische Raum, zuvor eine riesige Kreativzone mit fruchtbarem Austausch. Nun geht er als Kollateralschaden zu Bruch.“ Dem stellt sich das Klangforum in vorerst zwei Programmen entgegen: mit zeitgenössischer Musik aus der Ukraine sowie Russland, Estland, Lettland, Belarus, Georgien, Armenien und Kasachstan. In den nächsten Jahren soll das Eintreten für diesen Kulturraum auch mit Auftragswerken weitergehen.

Engagement für die internationale Avantgarde entspricht dem Ruf und dem Anspruch des Klangforums. Dass es als eines der wenigen Spitzenensembles für Neue Musik gerade angesichts eines bereits laufenden Generationswechsels in seinen Reihen für den besten Nachwuchs auch finanziell attraktiv bleiben müsse, sei der Stadt Wien bewusst: Man arbeite an einer Lösung, versichert Kainrath.

Zyklus 2023/24: Motto „Ursprung“

In der Pandemiezeit hatte das Klangforum sein jeweiliges Programm zweimal pro Abend gespielt, 2023/24 gibt es wieder Einzeltermine, aber um 19 Uhr. Unter dem Motto „Ursprung“ greift man bis Schönberg und Webern zurück und präsentiert dazu Neues u. a. von Karen Power oder Niccolò Castiglioni. Auch Klangforum-Gründer Beat Furrer und Sylvain Cambreling kehren ans Pult zurück; das Eröffnungskonzert leitet Ingo Metzmacher. Eine Personalie, die nicht von ungefähr in die Salzburger Festspiele hineinragt: Deren Ouverture spirituelle mit ihrer Durchmischung von Alter und Neuer Musik sieht Kainrath als zukunftsträchtigen Weg aus dem Elfenbeinturm. In diese Richtung geht auch das Projekt neu zusammengestellter „Meta-Opern“. Apropos Durchmischung: Nach den Konzerten bietet das neue „Tutti“ im Berio-Buffet eine offene Begegnungszone für Ausführende und Publikum. (wawe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2023)

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