Akzeptanz sinkt

Österreichs Tourismus braucht Rückhalt aus der Bevölkerung

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Für eine erfolgreiche Zukunft der Branche sei auch die Akzeptanz der heimischen Bevölkerung entscheidend. In stark besuchten Destinationen wie Tirol hat sich die Stimmung im Vorjahr jedoch verschlechtert, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Ohne Wohlwollen in der Bevölkerung funktioniert Tourismus nicht. Denn vermarktet werden nicht nur die schöne Landschaft, das kulturelle Angebot und Kulinarik, sondern auch Gastfreundschaft. Das braucht gute Stimmung, zumindest eine positive Grundhaltung. "Die Tourismusakzeptanz in Österreich bewegt sich auf konstant hohem Niveau", sieht Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler insgesamt auf Kurs. In Tirol verschlechterte sich die Stimmung 2022 aber, zeigt eine Studie.

"Den leichten Rückgang der Tourismusakzeptanz in unserem Land werden wir nicht einfach ignorieren, sondern mit der Bevölkerung und vor allem jenen, die den Tourismus kritisch sehen, in Dialog treten und Mythen und Fakten trennen", kündigte Tirols Tourismus-Landesrat Mario Gerber an.

Damit der Tourismus erfolgreich sei, sei "nicht nur die Zufriedenheit der Gäste, sondern insbesondere auch die Wahrnehmung und Einstellung der einheimischen Bevölkerung zum Tourismus entscheidend". Der Tourismus stärke die Kaufkraft in den Regionen, schaffe Arbeitsplätze und sorge für Wohlstand, strich Gerber hervor.

Ein Bewusstsein der Menschen vor Ort, dass Tourismus zur Stärkung der Wirtschaft - vor allem auch außerhalb der Städte - beitrage, wirke sich laut dieser Untersuchung positiv auf die Akzeptanz aus, bekräftigte Studienautor Christian Bosch, Managing Director von marketmind. Das sei "der wichtigste Hebel". Als förderlich gilt auch, "wenn durch den Tourismus die Nachhaltigkeit gefördert und Arbeitsplätze geschaffen werden".

"Die Tourismusakzeptanz in der einheimischen Bevölkerung ist ein entscheidender Faktor für erfolgreichen Tourismus", betonte Kraus-Winkler. Nachhaltiger Tourismus dürfe nicht alleine an Ankünften und Nächtigungen gemessen werden, denn ebenso wichtig sei, dass er die Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung miteinbeziehe. Ein hohes Maß an Akzeptanz trage maßgeblich dazu bei, dass sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertgeschätzt und Gäste wohlfühlen. "Dieses Miteinander muss auch künftig sorgfältig ausbalanciert werden", so die Tourismus-Staatssekretärin.

Kraus-Winkler traf sich am Montag zum Austausch mit Stakeholdern aus den Bundesländern, den Regionen, der Wissenschaft und dem Tourismusmarketing. Es herrschte Einigkeit, dass man sich mit den Bedenken der Bevölkerung immer ehrlich befassen und das Bewusstsein für die positiven Effekte des Tourismus auch für die Menschen vor Ort schärfen müsse.

Akzeptanz in Tourismus-Hotspots gesunken

In besonders stark besuchten Destinationen wird es mit der Akzeptanz in der Bevölkerung generell herausfordernder. Diese wird seit dem Coronajahr 2020 empirisch erhoben. 2022 wurden dafür den Angaben zufolge 2468 Personen im Alter zwischen 15 und 75 Jahren über das Jahr verteilt mittels Online Access Panel in Interviews repräsentativ befragt. Die Ergebnisse wurden in einem eigens entwickelten Erfolgsindikator abgebildet.

Im abgelaufenen Jahr 2022 war dieser Tourismusakzeptanz-Indikator gegenüber den Pandemiejahren 2020 und 2021 mit jeweils 78 (von 100) Punkten auf 76 Zähler leicht rückläufig. Obwohl sich der Indikator innerhalb der statistischen Schwankungsbreite bewege, "waren die leichten Rückgänge in jenen Regionen zu beobachten, die eine höhere Tourismusintensität haben", hielt das Staatssekretariat fest. Mit 76 Punkten habe 2022 aber "das sehr hohe Niveau auch nach den Pandemiejahren gehalten werden" können.

"Das 'Ecosystem' Tourismus und die lokale Bevölkerung sind eng miteinander verbunden und profitieren idealerweise voneinander - etwa durch die durch den Tourismus geschaffene Infrastruktur, Freizeitangebote oder Unterhaltungsmöglichkeiten, die allen zur Verfügung stehen", hielt die Staatssekretärin fest. Vielen sei nicht bewusst, "dass viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung durch den heimischen Tourismus erst in dieser Form existieren".

(APA)

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