Befreiung

Nehammer: Erinnerungskultur hat spät "an Fahrt gewonnen"

 Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) anl. der Veranstaltung 'Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Europa'
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) anl. der Veranstaltung 'Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkrieges in Europa'APA/EVA MANHART
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Die Regierung gedenkt in einem Festakt der Befreiung vom Nationalsozialismus. SPÖ-Chefin Rendi-Wagner ortet im 8. Mai einen "Tag der Freude".

Die Regierung hat am Montag in einem Festakt der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betonten in ihren Ansprachen die Notwendigkeit des Erinnerns und ließen nicht unerwähnt, wie spät die Erinnerungskultur hierzulande "an Fahrt gewonnen" hat, wie der Regierungschef formulierte. Der Einladung ins Kanzleramt gefolgt waren etliche Regierungsmitglieder, Vertreter der Opposition, Alt-Bundespräsident Heinz Fischer sowie zahlreiche weltliche wie geistliche Spitzenrepräsentanten des Landes. Musikalisch begleitet wurde der Festakt von einem Ensemble der Wiener Philharmoniker.

Nehammer ging in seiner Rede auf den Erwerb von Flächen des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen durch Österreich ein, mit dem die Erinnerungskultur neu geordnet wäre, sei das dortige KZ doch in Wahrheit noch größer gewesen als jenes in Mauthausen. Mit einem Fonds habe man sichergestellt, dass alle Schulklassen die Gedenkenstätten an den beiden Orten besuchen könnten - gleiches gelte für Exekutivbeamte und Soldaten. Denn es sei unendlich wichtig, zu sehen, was damals passiert sei. Auch viele Österreicher hätten sich aktiv beteiligt, was man nach dem Krieg nicht habe erkennen wollen - "auch aus Scham". Was es auch heute brauche, sei eine Demokratie, die sich gegen Rassismus, Radikalisierung und Antisemitismus wehre.

Kogler: Nie wieder, wehret den Anfängen

Kogler erinnerte daran, dass seit Ende des Nazi-Regimes 78 Jahre, quasi ein Menschenleben, vergangen seien. Ihm sei bewusst, was für ein unfassbares Glück es sei, nun in dieser Zeit an diesem Ort zufällig leben zu dürfen. Aufgabe der Politik sei es, Freiheit, Frieden und Sicherheit hoch zu halten und eine geglückte Zukunft für alle Menschen zu ermöglichen.

Die wirkliche Aufgabe müsse auch lauten - nie wieder, wehret den Anfängen, aber das nicht als Schlagwort. Viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte habe man nach dem Krieg verleugnet, verschwiegen, verdrängt, ehe ein Paradigmenwechsel eingeleitet worden sei. Restitutionen könnten zwar die seelischen Wunden nie heilen, aber ein wenig zur Bewältigung des Traumas beitragen.

Rendi-Wagner ortet "Tag der Freude"

Die Historikerin Barbara Stelzl-Marx meinte als Festrednerin, man stehe heute wieder an einer Zeitenwende. Der Blick zurück solle dazu führen, wachsam zu bleiben und Demokratie, Freiheit und Achtung der Menschenrechte nicht als selbstverständlich zu sehen.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, die selbst an dem Festakt teilnahm, nannte den Gedenktag in einer Aussendung einen "Tag der Freude". Er sei aber auch immerwährende Mahnung, den gemeinsamen Anspruch 'Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!' lebendig zu halten und ihm neue Kraft zu geben". Es sei gemeinsame Verantwortung, Hass, Gewalt und Rassismus mit aller Kraft entgegenzutreten und für eine freie und solidarische Gesellschaft zu kämpfen.

(APA)

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