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Toni Kroos: Das Gespür der königlichen Pass-Maschine

Toni Kroos
Toni KroosAPA/AFP/THOMAS COEX
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In der deutschen Heimat wurde Toni Kroos oft auf Querpässe reduziert. Bei Real Madrid ist der 33-Jährige als strategische Konstante unumstritten und soll mit neuer Facette auch gegen Manchester City glänzen.

Madrid. Die Geschichte öffnet auch einem Fußball-Zampano wie Uli Hoeneß durchaus die Augen. „Ein Verein muss manchmal harte Entscheidungen treffen – und das war eine harte, vielleicht die falsche“, urteilte der frühere Bayern-Präsident zum Abgang von Toni Kroos im Jahr 2014. Um gerade einmal 25 Millionen Euro verließ der damals 24-Jährige München in Richtung Real Madrid. Allerdings erleichtert, denn bei Bayern war ihm letztlich die „Weltklasse“ abgeschrieben worden, in Deutschland nie die ganz große Wertschätzung zuteil geworden.

Während der deutsche Rekordmeister auf der Suche nach Ersatz in der Folge für Xabi Alonso, Arturo Vidal, Renato Sanches oder Corentin Tolisso insgesamt rund 125 Millionen Euro verpulverte, schrieb Kroos in Madrid seine Erfolgsgeschichte: nach dem Cupsieg am Wochenende hält er bei 20 Titeln.>>> Zum CL-Duell Real Madrid gegen Manchester City: Krönt Pep Guardiola seine Fußballkunst?

In der Heimat noch als „Querpass-Toni“ geschmäht, überzeugten Gefühl für die richtige Positionierung und Passgefühl im rechten Fuß in Madrid Trainergrößen wie Rafael Benítez, Zinédine Zidane oder Carlo Ancelotti, der ihn schon vor neun Jahren dort empfangen hat und auch heute große Stücke auf den gebürtigen Norddeutschen hält. „Kroos ist eine Legende“, schwärmte der Italiener über den 33-Jährigen, der mit Luka Modrić, 37, im königlichen Zentrum dem Alter zu trotzen scheint. „Sie spielen nicht wegen ihrer Karrieren, sondern weil sie es sich mit Leistung verdienen.“

Auch im Alter anpassungsfähig

Zumal Kroos in fortgeschrittenem Alter Hoeneß erneut Lügen straft. „Seine Art zu spielen, ist total vorbei“, hatte dieser nach dem deutschen EM-Aus 2021, das zugleich das Ende von Kroos' Nationalteamkarriere war, gesagt. Im Real-Mittelfeld aber hat der Routinier heuer nach dem Abgang von Abräumer Casemiro seine Anpassungsfähigkeit demonstriert und sich elegant auch in tiefer stehender Rolle gefunden. „Es ist immer das Ziel, den Gegner ins Zweifeln zu bringen. Das geht am besten mit Positionsveränderungen“, beschreibt er seinen Stil.

Im Halbfinal-Hit gegen Manchester City am Dienstag (21 Uhr, live Sky) wird Kroos bei Real die Fäden ziehen. In der Königsklasse hat er mit 771 Pässen (93,9 Prozent erfolgreich) die absolut meisten gespielt, 104 davon ins letzte Drittel, sowie die meisten Bälle für sein Team gewonnen und braucht den Vergleich mit DFB-Pendant Ilkay Gündoğan auf Seiten des designierten englischen Meisters nicht zu scheuen. 1,4 „Schlüssel-Zuspiele“ pro Partie (Gündoğan 1,0) belegen sein Gespür: Kroos weiß, wohin er den Ball schicken muss – manchmal eben auch quer. (swi)

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