Quergeschrieben

Wird der Muttertag bald zum „Tag der entbindenden Personen“?

Entbindende Personen sind zwar Hebammen und Geburtshelfer (m/w/*). Egal. Toxische Wörter wie „Frau“ oder „Mutter“ werden auf Sprachmüllplätzen entsorgt.

In gendersensiblen Bläschen wird das Wort „Frau“ durch Umschreibungen wie „Person mit Uterus“, „menstruierende Person“ oder auch „gebärende Person“ substituiert. Noch toxischer als das F-Wort scheint „Mutter“ zu sein. So richtig pfui ist folglich der Muttertag, für den die US-Amerikanerin Anna Marie Jarvis jahrelang bei Politikern interveniert hat, ehe fast auf den Tag genau vor 109 Jahren, am 8. Mai 1914, US-Präsident Thomas Woodrow Wilson mit seiner Unterschrift unter einen vom Kongress beschlossenen Erlass den zweiten Sonntag im Mai als Feiertag für die Mütter zweckgewidmet hat. Im Dritten Reich mit Gebärprämien und Mutterkreuzen für herrenrassische Kinderaufzucht missbraucht, musste der braune Dreck nach 1945 vom zweiten Mai-Sonntag erst wieder heruntergekletzelt werden. Seit ein paar Jahren wird nun die Eliminierung des M-Tags debattiert. Barbara Thiessen, Professorin für Soziale Arbeit und Gender Studies in Landshut, schlägt beispielsweise einen „Pride Care Day“ vor. Désirée Waterstradt, Unternehmensberaterin für strategische Kommunikation und Soziologin, wiederum plädiert für „Elterntag“. Alleinerziehende Frauen? Sollen halt auf Elternteiltag reduzieren, den Single-Papis bleibt der Vatertag am zweiten Sonntag im Juni. Wobei: Gut möglich, dass der irgendwann zum Internationalen Samenspendertag mutiert.

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Als Ersatz für Muttertag böte sich, ARD-Tagesschau sei dank, neuerdings der Entbindende-Personen-Tag an. Just am 1. April haben Sprachakrobaten der Nachrichtensendung einen Gesetzesentwurf des deutschen Familienministeriums, wonach nicht nur die Mutter, sondern auch der zweite Elternteil nach der Geburt eines Kindes Sonderferien bekommen sollte, in politisch korrekter Mut-, äh, Gutwilligkeit umgetextet: „Der Partner oder die Partnerin der entbindenden Person soll künftig zwei Wochen nach der Geburt freigestellt werden.“ Das ist allerdings nicht nur gründlich in die Hose gegangene Wokeness, sondern auch haarsträubender Nonsens. Denn entbindende Personen sind nicht Mütter, sondern Hebammen und (ärztliche) Geburtshelfer (m/w/*). Man habe diesen Begriff gewählt, um niemanden zu diskriminieren, erläuterte der Sender seinen televisionären (Um-)Bildungsauftrag. Niemanden? Mütter schon.

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