Wien

Die Luftburg ist bio vom Bier bis zur Stelze

(c) Wieland
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Die Luftburg im Wiener Prater hat vor zwei Jahren die Speisekarte komplett auf bio umgestellt. Gastrofamilie Kolarik führt jetzt das größte Biowirtshaus der Welt mit 1200 Plätzen.

Die Luftburg im Wiener Prater ist eine gastronomische Institution, obwohl es das Wirtshaus erst seit 32 Jahren gibt. „Im Endeffekt begonnen hat das Ganze aber schon im Jahr 1920 mit meinem Großvater, der damals als 19-Jähriger das Schweizerhaus übernommen und den gastronomischen Grundstein für unsere Familie im Prater gelegt hat“, erzählt Luftburg-Chef Paul Kolarik.

Kolariks Mutter war das jüngste der drei Schweizerhaus-Kinder und erkannte bald, wenn sie im Prater einen Platz haben wollte, musste sie etwas Eigenes machen. Sie hat dann die Luftburg erfunden – und dabei sehr schnell gemerkt, dass die Kinder nicht nur die Hüpfburg wollten, „sondern die Leute auch kulinarisch verwöhnt werden wollen“.

So entstanden 1991 Kolariks Freizeitbetriebe, die heute auf drei Säulen stehen: die Hüpfburgen und Trampoline für Kinder. Das Flaggschiff ist die Gastronomie. „Und wir haben noch ein Apartmenthaus in der Nähe von einer Messe, wo wir 17 Wohnungen für Kurzaufenthalte anbieten.“

»"Mein mittelfristiges Ziel ist, schneller klimaneutral oder klimapositiv zu werden als die Stadt Wien.“«

Paul Kolarik, Gastwirt und Luftburg-Eigentümer



Genau 100 Jahre, nachdem Paul Kolariks Großvater in den Prater gekommen ist, hat er von seiner Mutter die Luftburg übernommen. Zum Haupthaus hat der Unternehmer eine besondere Beziehung: „Weil es auch mein Geburtshaus ist.“ Seine Mutter habe sich damals, vor 39 Jahren, zu einer Hausgeburt entschieden. „Somit bin ich ein waschechtes Praterkind und es ist für mich eine große Ehre, mein Geburtshaus und die Luftburg weiterzuführen.“

Ein Tag Kurzurlaub

Seine Frau Bianca arbeitet „glücklicherweise auch mit. Denn ein Unternehmen in dieser Größe funktioniert nur, wenn die ganze Familie mit anpackt“, meint Kolarik, der 80 Angestellte hat und im Sommer bei voller Auslastung mit 120 Mitarbeitern fährt. Fast acht Millionen Euro Umsatz wurden im Vorjahr macht. Seine Luftburg sieht Kolarik als Erlebnisgastronomie: „Man geht in den Prater und hat einen Tag Kurzurlaub.“

Die Luftburg-Wirtsleute Paul und Bianca Kolarik haben den Fokus komplett auf die Nachhaltigkeit gelegt. „Wir haben unser ganzes Sortiment auf bio umgestellt und sind seit dem Jahr 2021 zu 100 Prozent biologisch“, freut sich der Wirt und betont, „dass, jedes Getränk, jede Speise, die sie bei uns serviert bekommen, ein Biozertifikat hat.“

1200 Sitzplätze hat die Luftburg. „Damit sind wir das größte Biorestaurant der Welt“, sagt Kolarik, der damit auch am Wirtshauseingang wirbt. Die Umstellung auf bio war gar nicht so einfach – vor allem, die Mengen an Stelzen und Schweinefleisch, die man brauchte, zu bekommen. „Wir verarbeiten hier 75 Tonnen Fleisch im Jahr, was anfangs herausfordernd war, hierfür Partner zu finden, die diese Mengen garantieren können“, sagt Kolarik.

Schneller klimaneutral

Ein zweites Nachhaltigkeitsthema ist er auch angegangen: Kolarik will seinen CO2-Fußabdruck verringern. Strom wird in der Luftburg schon zu 100 Prozent aus Wasserkraft bezogen. Am Dach gibt es auch eine Fotovoltaikanlage. „Das Einzige, wo wir noch an fossilen Energieträgern hängen, ist bei der Wärmegewinnung.“ Aber auch da arbeite man schon mit dem Energielieferanten an einer Lösung, um auf Geothermie setzen zu können.

„Mein mittelfristiges Ziel ist, schneller klimaneutral oder klimapositiv zu werden als die Stadt Wien, also vor 2040.“ Gefühlt sei es eigentlich nur noch ein Thema der Geothermie. Wenn man das Thema Wärme gelöst habe – damit rechnet Kolarik in vier bis fünf Jahren – „haben wir unser Ziel erreicht.“

Kolariks Freizeitbetriebe

Firmensitz: Wien Leopoldstadt
Gründungsjahr: 1920 und 1991

Eigentümerfamilie: Kolarik
Befindet sich in der 3. Generation.

Umsatz 2022: 7,8 Millionen Euro
Beschäftigte: 80

Branche/Tätigkeit:
Gastronomie und Praterbetriebe „Luftburg“


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