Bilder böser Mädchen machten Yoshitomo Nara zum Star. In seiner neuen Ausstellung in Wien erzählte er uns über Skateboards für Afghanistan und seinen Teilzeitjob.
Das süße Mädchen im roten Kleid schaut uns leicht von unten an. Auf keine angenehme Art. Droht sie uns? Mehr als offensichtlich sogar! Sie hat ein „Messer hinterm Rücken“, so der Titel dieses Bilds von Yoshitomo Nara, einem Star des zeitgenössischen Kunstbetriebs. Um rund 23 Mio. Euro wurde es 2019 versteigert. Der Stil des 1959 geborenen Malers und Zeichners ist das, was der Markt verlangt, unverkennbar. Uns Europäer erinnert er an Manga – und ihn, den Japaner, an alte europäische Kinderbücher. Erzählte er der „Presse“ in seiner neuen Ausstellung in der Albertina Modern. Auch ein vollständiges Häuschen steht hier, voll Bilder, Nippes, Basteleien. Der Raum, den er sich als Kind immer gewünscht hat.
Ihre streng chronologische Ausstellung beginnt mit einem Trauma: Auf der ersten Zeichnung (1984) sieht man ein Haus in Flammen. Ist das eine reale Erinnerung?
Yoshitomo Nara: Ja, als ich sechs oder sieben war, gab es in der Nachbarschaft einen Brand. Es war allerdings kein Trauma für mich. Ich fand das Feuer schön. Und dass die Dinge vergänglich sind, fand ich auch irgendwie schön. Ich konnte das natürlich nicht ausdrücken.
Ihre einsame Kindheit wird immer als Ursprung Ihrer Kunst genannt. Stimmt das?
Ich bin am Land aufgewachsen und war viel allein. Traurig oder einsam empfand ich es nicht. Nur im Rückblick fühlt es sich so an. In Wahrheit aber war es ein Training, um meine Gedanken und Gefühle zu schärfen.
Japanische Kinder wirken aus europäischer Sicht verstörend diszipliniert. Sind Ihre traurigen, bösen, wütenden Kinder eine gesellschaftspolitische Kritik daran?
Nein. Diese Probleme, die es in den Städten geben mag, kenne ich nur aus den Nachrichten. Am Land sind Kinder noch glücklich.