World Journalist Congress

Recherchieren im Waschsalon: Ist das die Zukunft des Journalismus?

In Korea waschen Redakteure Schmutzwäsche, in Frankreich decken Faktencheker illegale Fischerei nahe den Galapagos-Inseln auf, in China lesen Roboter Nachrichten: Beim „World Journalist Congress“ in Seoul suchten Redakteure Konzepte gegen die Medienkrise.

Als „Giregi“ beschimpfen Koreaner mitunter Journalisten. Das ist eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung, setzt sie sich doch aus den Worten „Müll“ und „Journalist“ zusammen. „Giregi recherchieren nicht“, erklärten die südkoreanischen Reporter Lee Sang-bae und Kim Jun-yong bei der Konferenz „World Journalist Congress“ in Seoul ihren Kollegen aus mehr als 50 Ländern, mit denen sie über Patentrezepte gegen die Medienkrise in Zeiten künstlicher Intelligenz, Social Media und Fake News diskutierten. Lee und Kim wirken dem Ruf, ein Giregi zu sein, und der Krise entgegen, indem sie besonders tief in ihre Geschichten eintauchen. So sehr, dass sie im Sommer 2022 ihre Redaktion in einen Waschsalon verlegten.

Sechs Monate lang wurde ein Zehn-Quadratmeter-Raum mit zwei Waschmaschinen, Trocknern, Couch und Teetisch zum Arbeitsplatz von Lee, Kim und zwei weiteren Kollegen. Die journalistische Waschküche, die ihre Tageszeitung „Busan Ilbo“ mit umgerechnet 13.700 Euro finanzierte, eröffneten die Reporter in der Sanbok Road, einem verarmten und geschichtsträchtigen Viertel der Metropole Busan: Auf dem Hügel über dem Meer haben die kleinen Häuser in den engen, steilen Straßen den Wirtschaftsboom überlebt, der alte Gebäude wegfegte und durch glitzernde Wolkenkratzer ersetzte.

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