Urteil

Trump muss in Missbrauchsprozess zahlen

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Die Jury befand den Ex-US-Präsidenten zwar nicht der Vergewaltigung schuldig, dafür aber der Körperverletzung und üblen Nachrede. Der Autorin E. Jean Carrol wurden fünf Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen.

New York. Das Urteil kam überraschend schnell. Nach knapp drei Stunden Beratungszeit waren sich die Geschworenen am Dienstag an einem New Yorker Zivilgericht einig: Der frühere Präsident der USA, Donald Trump, ist zwar nicht der Vergewaltigung, aber der Körperverletzung, sexuellen Nötigung und üblen Nachrede strafbar. Der Klägerin, Autorin E. Jean Carroll, sprachen die sechs Männer und drei Frauen der Jury fünf Millionen US-Dollar an Entschädigungszahlungen zu.

Es ist der jüngste Schuldspruch in einer ganzen Lawine an Prozessen, mit denen sich der umstrittene Ex-Präsident in diesem Jahr auseinandersetzen muss. Zwei Wochen lang hatten Anklage und Verteidigung ihre Sicht der Dinge vor Gericht erklärt. Carroll hatte ihre Vorwürfe 2019 öffentlich gemacht: Trump hätte sie in den 1990er-Jahren in der Umkleide eines Luxuskaufhauses in Manhattan vergewaltigt.

Carroll genoss damals in New York Prominenz als eine Art Carrie Bradshaw aus der Serie „Sex and the City“: als Lifestyle- und Liebesleben-Kolumnistin. Trump war bekannter Immobilienunternehmer.

Trump erschien nicht vor Gericht

Trumps Anwalt wies vor Gericht die Vorwürfe als „unglaubwürdig“ zurück. Carrolls Anwältin sagte in ihrem Schlussplädoyer: „Er weiß, was er getan hat.“

Carroll hatte betont, dass der öffentliche Diskurs um die MeToo-Bewegung sie dazu gebracht habe, ihre Vorwürfe publik zu machen. Trump sagte damals, Carroll sei „nicht sein Typ“ – die klagte ihn daraufhin der üblen Nachrede, anschließend auch der Vergewaltigung selbst. Strafrechtlich war das mutmaßliche Delikt verjährt, sodass die Autorin den zivilrechtlichen Weg bemühte – unter Berufung auf ein neues Gesetz, das New Yorkern erlaubt, vergangene sexuelle Übergriffe vor Gericht zu bringen.

Die heute 79-Jährige gab an, sie habe aufgrund des Übergriffs jahrelang keine romantischen Beziehungen mehr führen können. Trump habe zudem ihre Reputation zerstört. Trumps Verteidiger luden keine Entlastungszeugen vor, auch der Ex-Präsident blieb dem Prozess in New York fern. Der 76-Jährige schrieb nach dem Jury-Entscheid am Dienstagnachmittag dafür – ganz in Großbuchstaben – auf seiner Social-Media-Seite, „Trump Social“: „Ich habe absolut keine Ahnung, wer diese Frau ist. Dieses Urteil ist eine Schande – eine Fortsetzung der größten Hexenjagd aller Zeiten!“

Der Ex-Präsident will 2024 wieder ins Weiße Haus einziehen. Weitere Gerichtsfälle, etwa seine Anklage im Fall von Schweigegeldzahlungen an Pornodarstellerin Stormy Daniels, haben bisher keine Auswirkungen auf seine Popularität bei der republikanischen Wählerschaft gehabt. Er führt den dortigen Kandidatenpool mit großem Vorsprung an.

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