Wer allein bleibt, zahlt drauf

Ein energieautarkes Österreich bringt wenig. Besser wäre, die Öko-Anlagen endlich EU-weit zu vernetzen.

Ab 2050 braucht Österreich nur noch „grüne“ Energie. So wünschenswert der Umstieg von Öl und Gas auf Sonne, Wind und Wasser ist: Dafür die Energieautarkie Österreichs auszurufen, ist Unsinn. Denn Österreich ist nicht umgeben von bösen Mächten, die mit Strom knausern. Der Wunsch nach 100 Prozent heimischer Energie geht am Thema vorbei. Und er ist unnötig teuer, weil Doppelgleisigkeiten programmiert sind. Wollte jedes Land Europas energieautark werden, müssten selbst die Skandinavier ihre spärlichen Sonnenstrahlen einfangen. Im Sommer wäre der Markt dann mit Solarstrom überschwemmt. Da auch die Nachbarländer mit Strom versorgt wären, könnte er wohl nur zum Wärmen von Planschbecken genutzt werden.

Das sieht selbst der deutsche Solarenergie-Förderverein so: „An sonnigen Tagen“ werde „mehr Strom produziert als benötigt“. Auch in der Nordsee wird derzeit in großem Stil Geld verschenkt: Bläst der Wind zu stark, bezahlen Betreiber dafür, dass ihr Strom verbraucht wird – bis zu 650 Euro pro Megawattstunde.

Statt jeder Gemeinde einen Windpark und ein Biomassekraftwerk zu empfehlen, wäre es sinnvoll, nach europäischen Lösungen zu suchen. Das heißt vor allem: Stromleitungen bauen, damit etwa der Windstrom aus dem Norden auch Kunden im Süden erreicht. Schauen die Staaten aber nicht über ihre Grenzen hinaus, droht der Traum von energieautarken Nationen zum Albtraum für Europas Energiepolitik zu werden.

E-Mails an: matthias.auer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2011)

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