Studie

Was ist wichtiger, als finanziell frei zu sein?

Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Um auf eigenen Beinen zu stehen, muss man diese regelmäßig in die Arbeit bewegen. Erst ein fixer Job schafft finanzielle Unabhängigkeit. Und die ist den Jungen besonders wichtig.

Viel wird ihnen zugeschrieben, oft werden sie falsch beschrieben: Die Jungen seien arbeitsfaul und verwöhnt. Diese Annahme ist schwer nachzuvollziehen, wenn man den Ergebnissen der Jugend-Trend-Umfrage von DocLX Glauben schenkt. Über 2.300 junge Menschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren wurden zu ihrer Einstellung zur Arbeit und Statussymbolen befragt. Dabei werden viele Thesen falsifiziert: Weder zählt Home-Office zu den Ansprüchen aller Jugendlichen, noch träumen sie von der Vier-Tage-Woche.

„Die Vier-Tage-Woche und das Leben als digitale Nomaden oder im Homeoffice sind nicht das große Ziel junger Menschen. Sie wollen arbeiten, Leistung erbringen und Geld verdienen – dafür sind sie auch bereit, 35 Stunden pro Woche zu arbeiten. Work-Life-Balance ist mehr politisch motivierter Gewerkschaftstraum als Lebensrealität junger Menschen“, fasst Alexander Knechtsberger, Studieninitiator und Eigentümer der Eventagentur DocLX, zusammen.

Zu dieser Realität gehört auch, dass junge Menschen fürchten, sich nicht mehr lange auf das bestehende Pensionssystem verlassen zu können. Und: Sie sehen kaum noch eine Möglichkeit, um sich aus eigener Arbeit bleibende Werte zu schaffen. So erkennen 59 Prozent ein Versagen der Politik beim Generationenvertrag. Sechs von zehn glauben nicht, dass es aus eigener Kraft noch möglich ist, eine eigene Immobilie zu finanzieren.

Junge wollen nicht weniger arbeiten

Arbeit habe für drei Viertel der jungen Österreicher einen hohen oder sehr hohen Stellenwert im Leben. Besonders hoch ist der Wert bei den 14- bis 19-Jährigen mit 76,5 Prozent. Im zunehmenden Alter geht die Bedeutung leicht zurück. Knapp die Hälfte stimmt der Aussage zu, dass es sich auszahlt, viel zu arbeiten und später in der Pension zu genießen. Männer stimmen dieser Aussage etwas mehr zu als Frauen. Höher ist die Zustimmung auch bei Befragten ohne Matura.

Rund zwei Drittel der Jungen ist es wichtig, bei der künftigen Arbeit ein gutes Gehalt zu bekommen. Danach reihen sich das gute Arbeitsklima (59 Prozent), Wertschätzung (43 Prozent) und Jobsicherheit (42 Prozent) ein. Im Schnitt möchten die jungen Arbeitnehmenden 35 Stunden pro Woche arbeiten. 42 Prozent streben eine wöchentliche Arbeitszeit von 36 bis 40 Stunden an. Mehr als 40 Stunden möchten hingegen nur sechs Prozent tätig sein.

Etwa ein Drittel der Arbeitszeit möchten die Befragten im Homeoffice verbringen oder mobil arbeiten. Gut die Hälfte kann sich auch vorstellen, zumindest einige Jahre als digitale Nomaden zu leben. Ein knappes Viertel kann dieser Vorstellung jedoch nichts abgewinnen.

Statussymbole werden wichtiger und persönlicher

Wenn es darum geht, Erfolg sichtbar zu machen, kommen Statussymbole zum Zug. Doch auch diesen befinden sich im Wandel. War es lange Zeit erstrebenswert, teure Autos oder Uhren zu besitzen, würden 55 Prozent lieber schöne Erinnerungen als Besitztümer sammeln. 42 Prozent erkennt einen (negativen) Zusammenhang zwischen Besitztümern und dem CO₂-Abdruck. So hält mehr als ein Drittel große Häuser und Autos nicht mehr für erstrebenswert.

„Das Wertesystem der jungen Menschen verändert sich. Ein gesunder und nachhaltiger Lebensstil haben mehr Aussagekraft als eine teure Uhr. Nachhaltigkeit ist als erstrebenswerter Wert in der Realität angekommen und prägt das Konsumverhalten“, sagt Knechtsberger.

Finanziell frei zu sein, ist für mehr als die Hälfte der jungen Österreicher das wichtigste Statussymbol. Freizeit (45 Prozent), Reisen (40 Prozent) und Geld (31 Prozent) rangieren auf den folgenden Plätzen. Das eigene attraktive Aussehen werten 28 Prozent als Statussymbol. Zwei Drittel sind sich sicher, dass diese „neuen“ Statussymbole in der nächsten Dekade wichtiger werden.

(red/ere)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.