Ruttenstorfers Unglück mit Ungarn

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Die ungarische MOL brachte dem OMV-Chef Ruttenstorfer nur Zores. Statt Ruhm gibt es nun ein Strafverfahren für ihn.

Es hätte das Husarenstück einer langen Karriere an der Spitze des Energiekonzerns OMV sein sollen. Seit 1976 arbeitet Wolfgang Ruttenstorfer für die OMV. Er war seither für Planung, Marketing oder Unternehmensentwicklung verantwortlich. Seit 2002 ist er Vorstandsvorsitzender. Unter seiner Leitung wurde die OMV mit der Übernahme der rumänischen Petrom im Jahr 2004 ein internationaler Konzern. 2007 sollte mit dem Kauf der ungarischen MOL aus der OMV der wichtigste Energiekonzern Mitteleuropas entstehen.

Anfangs wollte Ruttenstorfer mit den Ungarn freundlich über einen Zusammenschluss reden. Da das MOL-Management ablehnend reagierte, drehte er im Herbst 2007 kräftiger auf, und unterbreitete den MOL-Aktionären ein lukratives Übernahmeangebot. Was folgte, war eine rund einjährige harte Übernahmeschlacht, die auf ungarischer Seite auch mittels eigens für den Fall beschlossener Gesetze geführt wurde.

Im August 2008 gaben sich die OMV und Ruttenstorfer geschlagen und zogen ihr Übernahmeangebot für die MOL zurück. Die MOL-Aktien waren nur noch Ballast, von dem man sich im März 2009 gern trennte, als die russische Surgutneftegaz 1,4 Milliarden dafür auf den Tisch legte. Für Ruttenstorfer zwar eine Niederlage, aber seither eine abgeschlossene Sache. Hätte er nicht wenige Tage vor dem Verkauf der MOL-Aktien privat Aktien der OMV erworben. Laut Finanzmarktaufsicht mit Insiderwissen, weshalb er sich heute im Wiener Straflandesgericht verteidigen muss.

Es wird der vorletzte große öffentliche Auftritt des 60-Jährigen sein, der einer breiten Öffentlichkeit vor allem durch sein politisches Intermezzo als SPÖ-Staatssekretär im Finanzministerium Ende der 1990er-Jahre bekannt wurde. Den letzten gibt es am 29. März. Da erfolgt die offizielle Verabschiedung von Ruttenstorfer in den Ruhestand. jaz

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2011)

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