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Sprache wird für alle verständlich gemacht

(c) Bernhard Wieland
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Digitale Sprachvereinfachung hilft Firmen und Behörden barrierefrei zu kommunizieren.

Sprachvereinfachung ist spätestens zu einem wichtigen gesellschaftlichen Anliegen geworden, seitdem in einer breit angelegten internationalen Studie der OECD festgestellt wurde, dass 54 Prozent der Bevölkerung eine schwache bis maximal mittlere Lesekompetenz aufweisen. Das hat zur Folge, dass mehr als die Hälfte aller Mitbürger beispielsweise die Kommunikation von Behörden nur mangelhaft verstehen. Auch wissenschaftliche Informationen von Experten, während der Covid-19-Pandemie, waren für die Hälfte der Bevölkerung unverständlich. Sprachvereinfachung betrifft also nicht nur Personen mit Lernschwierigkeiten oder jene Mitbürger, die nicht Deutsch als Muttersprache haben. Daher entwickelte das Grazer Unternehmen Capito einen digitalen Sprachassistenten, genannt Capito.digital, der als Add-on überall dort verfügbar ist, wo Texte geschrieben werden: in gängigen Internet-Browsern, Social-Media-Kanälen, Content Management Systemen für Websites und als Web-Service. Eine englische Version soll noch in diesem Jahr folgen.

Automatisierte Sprachvereinfachung

„Wir forschen mit rund dreißig universitären Partnern wie der Universität Zürich und haben eine KI-unterstützte Sprachvereinfachung entwickelt“, erklärt Walburga Fröhlich, Co-Gründerin und CEO von Capito, die über einen beruflichen Background in der Arbeit mit Menschen mit Lernschwierigkeiten verfügt. „Jährlich wurden rund 500 Projekte in der D-A-CH-Region abgewickelt. Das machen wir seit 1999, daher haben wir sehr viele Daten gesammelt. Wir trainieren damit Sprachmodelle. Diese Daten sind ein wesentlicher Startvorteil zur automatisierten Sprachvereinfachung.“ Absatzmärkte sind unter anderen Versicherungen oder Banken.

Für Fröhlich ist die Sprache individuell anpassbar, wie ein Kleid in verschiedenen Konfektionsgrößen. So muss zum Beispiel ein Artikel in einem Qualitätsmedium nicht unbedingt in einfacher Sprache verfasst werden, wenn rund acht Prozent der Bevölkerung Gefallen an komplizierten Formulierungen finden. Oder fachspezifische Publikationen, Urteile, Qualitätssicherungs-Beschreibungen können durchaus im Original erhalten bleiben. Es sollte aber zusätzlich eine umgangssprachlich formulierte Version verfügbar sein. Und dabei wird Digitalisierung mittels künstlicher Intelligenz als Assistenz eingesetzt. Laut EU-Gesetzgebung müssen Unternehmen ab 2025 leicht verständliche Informationen über ihre Produkte oder Dienstleitungen anbieten. Eine riesige Herausforderung, die nur mittels digitaler Lösungen, wie Capito.digital, möglich sein wird. Auch Behörden müssen barrierefrei und verständlich kommunizieren – dies ist im E-Government-Gesetz festgeschrieben. Das klappt nicht immer, wäre aber ein wichtiger Schritt zu mehr Inklusion, wenn komplexe Inhalte verständlich aufbereitet werden. Mit der APA entwickelte Capito die „Nachrichten in einfacher Sprache“, die in Kooperation mit dem ORF regelmäßig auf Sendung gehen.

Kooperatives Arbeiten

Capito ist als Social Franchising Network mit 16 Standorten in Österreich, Deutschland und der Schweiz organisiert. Für Fröhlich sei dies die ideale Form, kooperativ zu arbeiten. Fröhlich: „Wir begreifen uns als Netzwerk mit Social Impact im Kern, das Innovationen gemeinsam voranbringt und auf jahrelanges Know-how zurückgreifen kann.“

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