Eishockey-WM

Finnland: Wenn Löwen eislaufen und eine Nation aufheult

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IHOCKEY-WC-2022-MEN-FIN-CANJONATHAN NACKSTRAND / AFP / pict
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In Tampere steigt die Spannung, Gastgeber Finnland ist Titelverteidiger, träumt vom nächsten Gold-Coup. Jedes Kind kennt Trainer Jalonen und seine NHL-Stars, der Puck hat Hochsaison. Ein Blick in die finnische Seele.

Tampere. Nato-Beitritt, Russland-Grenze, Regierungswechsel, Sanna Marins Scheidung, exorbitante Bierpreise, Song Contest mit Käärijä, Frühlingsbeginn: Es gibt derzeit viele Themen, die Finnland beschäftigen. Ruft aber die Eishockey-WM in Tampere und damit im eigenen Land, ist rundum alles nur noch Nebensache. Dann sind die „Leijonat“ (Löwen) am Puck, sind „Peli-Paidat“ (Trikots), „Sisu“ (Quell innerer Kraft), Gesichtsbemalung, ein tüchtiger Spiegel und Standfestigkeit gefragt.
Ab heute läuft in Tampere die A-WM, der Gastgeber startet als Titelverteidiger. Und freilich als einer der Favoriten.

Um die finnische Seele ansatzweise zu verstehen, muss man nicht tief blicken. Klassische Klischees (Tango, „Mökki“-Sommerhaus, Gelsen, Seen, Wälder) stimmen. Es gibt Maler, Musiker, Aki Kaurismäki. Finnen lachen aber auch, sie lieben Sport. Zwar sind Läufer oder Skispringer so gut wie verschwunden, auf dem Eis aber ist „Suomi“ eine Macht.

Und eine emotionale Hochburg. Eine TV-Kostprobe, Spoiler: auf Finnisch.

2022 feierte Blau-Weiß endlich Olympia-Gold, dazu den WM-Sieg, Teamchef Jukka Jalonen avancierte flott zum Volkshelden. Den 60-Jährigen kennt jedes Kind und NHL-Stars wie Olli Määttä (Detroit), Joel Armia, (Montreal), Kaapo Kakko (NY Rangers), Kasperi Kapanen (St. Louis), Sakari Manninen (Las Vegas, Torschütze im WM-Finale 2022) oder Mikko Rantanen (Colorado), die bei der WM das Team-Trikot tragen, ebenso.

WM, oder reicht ein Sieg über Schweden?

In der Achtergruppe warten USA (heute 16.20 Uhr), Frankreich, Ungarn, Deutschland, Österreich, Dänemark und Schweden. Der WM-Sieg ist der Traum, ein Erfolg über „Ruotsi“ (Schweden) für 5,5 Millionen Finnen der reale Triumph. Suomi ist (nur) vierfacher Weltmeister (erstmals 1995), hat zum Haareraufen viele Finali verloren, mit Olympia-Gold von Peking war diese Schmach getilgt. Das Land hat Selbstbewusstsein, die Mannschaft Kraft und Antritt, Jalonen hat 14 Weltmeister des Vorjahrs (4:3 gegen Kanada, Overtime) und zehn Olympiasieger einberufen.

Kanada (will den 28. Titel, Rekord) gilt als größter Kontrahent, „Tre-Kronor“, Tschechien und eventuell USA auch. Neben WM-Gold erwartet die Top acht der Weltrangliste ein Bonus: die ersten Olympia-Tickets für 2026 in Italien.

Karten für Finnen-Spiele sind absurd, mittlerweile 220 Euro (für miese Plätze), teuer. 13.500 Zuschauer passen in Tamperes Arena, sie wird sehr oft ausverkauft sein. Die Eishockey-WM fand schon 2022 hier statt und sollte jetzt in St. Petersburg laufen. Weil Russland aber Krieg führt, blieb die WM in Finnland und die „Sbornaja“ draußen.

Und Österreichs Beitrag?

43 Spieler aus den 13 Clubs der ICE-Liga sind bei der WM im Einsatz. Sieben Nationalteams haben Profis der länderübergreifenden Liga einberufen, den Großteil stellen die österreichische Auswahl mit 16 ICE-Spielern, Slowenien mit 14 und Ungarn mit sieben. Dazu kommen Dänemark (3), Lettland, Frankreich und Norwegen mit je einem Spieler.

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