Moskau-Anschlag: Islamistische Bruderschaft im Visier

MoskauTerror Attentaeter ethnischer Russe
MoskauTerror Attentaeter ethnischer Russe(c) EPA (ARNE DEDERT)
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Der Selbstmordattentäter soll aus Südrussland stammen. Die Polizei fahndet in der Kaukasusregion nach seinen mutmaßlichen Hintermännern.

Nach dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo konzentrieren sich die Ermittler auf eine islamistische Untergrundbewegung aus dem Kaukasus. Demnach sollen Mitglieder der Gemeinschaft Nogaiski Dschamaat, einer "Bruderschaft" aus dem Grenzgebiet der Nordkaukasus-Teilrepubliken Tschetschenien und Dagestan, in den Anschlag mit 35 Todesopfern verwickelt sein. Das berichteten russische Medien am Donnerstag. Der Inlandsgeheimdienst FSB fahnde nach zehn mutmaßlichen Hintermännern.

Nach dem Anschlag am Montag war der Verdacht zunächst auf tschetschenische Rebellengruppen gefallen, die bereits in der Vergangenheit zahlreiche Attentate ausgeführt hatten. Allerdings habe es keine unmittelbaren Hinweise auf eine Verbindung nach Tschetschenien gegeben, sagte Ministerpräsident Wladimir Putin. Die Terrorakte würde aber anderen Rebellengruppen in weiteren Nordkaukasusrepubliken als Vorbild dienen.

Hauptverdächtiger aus Südrussland

Hauptverdächtiger für den Anschlag auf den Moskauer Flughafen ist laut den Ermittlern ein Mann aus der südrussischen Region Stawropol, der auch als Attentäter infrage komme. Die in Domodedowo geborgene Leiche des Terroristen sei aber noch nicht identifiziert.

Im Nordkaukasus - einer bergigen Vielvölkerregion - kämpfen Islamisten für ein unabhängiges Emirat. Moskau sucht seit Jahren einen Weg, in die von Arbeitslosigkeit und Armut geprägte Region Ruhe zu bringen. Erschwert wird dies durch korrupte Strukturen in den Sicherheitskräften sowie durch Banden und Familienclans.

Verhinderte SMS früheren Terrorakt?

"Kommersant" bestätigte auch frühere Berichte, wonach der Anschlag im Zusammenhang mit einer Explosion am Silvesterabend in Moskau stehen könnte. Berichten zufolge bereitete eine Selbstmordattentäterin einen Anschlag auf dem Roten Platz vor, als eine SMS mit Glückwünschen zum neuen Jahr ihren Sprengsatz versehentlich auslöste.

Laut dem Bericht könnte die Frau ebenso wie ein sie begleitendes Mädchen von Mitgliedern von Nogaiski Dschamaat mit Drohungen gegen ihre Kinder zu der Reise nach Moskau gezwungen worden sein. Demnach war womöglich der nun Verdächtigte selbst der Urheber der Drohungen.

Flughafen-Polizei erpresste Passagiere

Auch gegen die Flughafen-Polizei in Domodedowo erhoben. Sie sollen ausländische Passagiere systematisch erpresst haben. Das berichtete die Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" am Donnerstag unter Berufung auf die für das Transportwesen zuständige Untersuchungskommission.

Ermittlungen hätten ergeben, dass die Polizei von Fluggästen aus Zentralasien unter Androhung einer Ausweisung Schmiergelder verlangt habe. Bevorzugte Opfer seien die Hunderttausenden Arbeitsmigranten aus den armen zentralasiatischen Republiken gewesen.

(Ag.)

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