Biografie

Der russische Soldat und sein Land

Eine Gruppe von Rotarmisten aus der Zeit des Bürgerkriegs 1918.
Eine Gruppe von Rotarmisten aus der Zeit des Bürgerkriegs 1918. akg-images / picturedesk.com
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Das Leben eines ganz normalen Menschen im Sowjetsystem, zwischen eiserner Loyalität und totaler Ablehnung, in der Roten Armee, im deutschen KZ und im Gulag.

Viele Stunden lang saß der junge Wiener Geschichtestudent Matthias Kaltenbrunner in der Küche einer Wohnung in der russischen Provinzstadt Novocherkassk und hörte fasziniert den Erzählungen einer alten Frau zu. Es war die geistig immer noch agile frühere Journalistin Ariadna Jurkova, die seit 50 Jahren hier lebte. Sie hatte eine Mission in ihrem Leben gehabt: die gesellschaftliche Rehabilitierung ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener und KZ-Häftlinge. Der Umgang mit ihnen in der Stalin-Ära war ein besonders verstörendes Kapitel. De facto wurden sie, die Überlebenden des Zweiten Weltkriegs, mit dem Stigma der Vaterlandsverräter und Deserteure versehen. Die Gefangenschaft war der Makel ihres Lebens.

Ariadna Jurkova, beim Tod Stalins 32 Jahre alt, nutzte das Tauwetter unter Chruschtschow, um sich der Geschichte dieser Verfolgten anzunehmen und ihre bedrückenden Lebensschicksale niederzuschreiben. So entstand ein riesiger Fundus an Geschichten, etwa die über acht sowjetische Offiziere, die in der Nacht zum 2. Februar 1945 als Einzige von 500 Todgeweihten den Massenausbruch aus dem Todesblock 20 des KZ Mauthausen überlebten. Das Ereignis ging als „Mühlviertler Hasenjagd“ in die Geschichte unseres Landes ein. Niemand hat mehr Material über den Block 20 gesammelt als Ariadna Jurkova.

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