ÖH

Auch ohne Virus ungern zur Wahl

Am Wahlabend selbst konnten sich die ÖH-Kandidaten höchstens über Einzelergebnisse freuen. Vieles blieb unklar.
Am Wahlabend selbst konnten sich die ÖH-Kandidaten höchstens über Einzelergebnisse freuen. Vieles blieb unklar.APA/Eva Manhart
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Die Wahlbeteiligung blieb unter den Studenten erneut sehr schwach. Während bei Grazer Medizinern das Herz deutlich links schlägt, gab es an der Wiener WU einen bürgerlichen Triumph.

Wien. Die akademische Viertelstunde hat auch schon einmal kürzer gedauert: Weil viele Wahlkommissionen ihre Ergebnisse nicht oder nicht korrekt in das zentrale elektronische System eingeben konnten, blieb selbst im Laufe des Freitags noch länger im Dunkeln, wie die am Donnerstag geendete Wahl zur Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) ausging. Was aber kann man aus den schon bekannten Ergebnissen ableiten?

Die Wahlbeteiligung

Sie stieg gegenüber der vorangegangen Wahl von 16 auf 21,2 Prozent. Die ÖH-Vorsitzende Keya Baier von den Grünen Studenten sprach am Wahlabend von einer „absoluten Trendwende“. Auch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP-nominiert) frohlockte: „Der Trend geht eindeutig nach oben.“

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn die Wahlbeteiligung war vor zwei Jahren auch deswegen so gering, weil inmitten der Pandemie wenige Studenten an den Unis vor Ort zugegen waren. Verglichen mit Vor-Pandemie-Zeiten ist auch die heurige Wahlbeteiligung desaströs. Vor vier Jahren waren noch knapp 26 Prozent der Studierenden zur Wahlurne geschritten. Die jetzige Beteiligung ist die zweitniedrigste der ÖH-Geschichte und legt nahe, dass die angehenden Akademiker wenig Bindung zu ihrer Vertretung haben. Die grüne Nationalratsabgeordnete und Wissenschaftssprecherin Eva Blimlinger hat dazu aber eine andere Theorie: „Paradoxerweise“ könnte das ja auch gerade an der hohen Zufriedenheit mit der ÖH liegen, meinte sie zur geringen Wahlbeteiligung. Die ÖH wurde bisher von einer linken Koalition (Rot, Grün, unabhängige Fachschaftslisten) regiert. Jedenfalls gaben nur rund 73.300 der 346.400 Wahlberechtigten diesmal ihre Stimme ab.

Die Uni-Vertretungen

Wählen durften die Studenten etwa ihre lokalen Uni-Vertretungen. Auffällig war die Grazer Medizin-Uni, an der die roten Studenten („Herzlinks“) fast 83 Prozent machten und alle neun Mandate (bisher sechs) erhielten. An der Wiener Wirtschaftsuni (WU) feierte die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft einen Triumph (plus 22 Prozentpunkte auf fast 68 Prozent). An der Uni Wien verteidigten die Sozialisten ihre Vormachtsstellung mit 36,5 Prozent. Auch an der Uni Graz legte der rote VSStÖ zu und wurde mit 27,4 Prozent erneut stärkste Fraktion. An der Uni Linz gewann die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft dazu und wurde mit knapp 39 Prozent wieder Erster. Ähnlich gut war das Ergebnis der AG an der Uni Innsbruck, diesfalls nur mit leichtem Zugewinn. Die Grünen Studenten (Gras) konnten an dieser Hochschule auch leicht zulegen, während sie an mehreren anderen Unis Stimmen einbüßten.

Die Bundesvertretung

Gewählt wurde auch das bundesweite Studentenparlament. Welche Fraktion wie viele der 55 Mandate erhält, ließ sich wegen der Auszählungsprobleme zu Redaktionsschluss nicht sagen. Stärkste Fraktion war bisher der VSStÖ mit 14 Mandaten, Gras und AG halten je zwölf, Junos (Neos) und Fachschaftslisten je sechs, zwei Kommunistenlisten je zwei, die blauen Studenten eins. (aich/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2023)

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